Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Hauke Juranek am 12. Oktober 2010
25597 Leser · 29 Stimmen (-3 / +26)

Regionalverkehr: Flughafen/Messe, Linienführung, Vorteile

Planungen für eine gesonderte Trasse zwischen Rohrer Kurve und Flughafen

Sehr geehrter Herr Dr Kefer,

in Ihrer Antwort vom 11.10.2010 auf die Frage zum Thema "ICE aus Singen auf S-Bahn Strecke" ist leider keine Antwort auf die Frage enthalten.

Der Autor befürchtet ein "brutales Verspätungsrisiko", dass durch die Planung entsteht, zwischen Rohrer Kurve und Flughafen zusätzlich zu den heutigen S-Bahn Zügen auch die ICE und Regionalzüge aus Singen fahren zu lassen.

Die Frage lautete dazu: Gibt es Planungen für eine gesonderte Trasse (für die Fern- und Regionalzüge zwischen Rohrer Kurve und Flughafen)?

Ergänzend dazu gefragt:
Welche Maßnahmen sollen ergriffen werden, diesen Abschnitt zu entschärfen, so dass sich Verspätungen nicht so leicht übertragen können?

Über eine Antwort freue ich mich.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Hauke Juranek

+23

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Dr. Volker Kefer am 08. November 2010
Dr. Volker Kefer

Sehr geehrter Herr Dr. Juranek,

vielen Dank für Ihre kritische Nachfrage.

In der landesplanerischen Abstimmung, dem Raumordnungsverfahren, sowie im quasi Baugenehmigungsverfahren, der Planfeststellung, werden die Antragstrasse mit Alternativvarianten verglichen. In dem von Ihnen angesprochenen Abschnitt des Filderbereichs mit Flughafen läuft das Planfeststellungsverfahren noch. Auch dabei wird eine intensive Abwägung von Vorzügen und Nachteilen sowohl der Antragstrasse als auch von Trassenvarianten vorgenommen. Im nächsten Verfahrensschritt wird die Offenlegung der Planungsunterlagen erfolgen.

In Fortführung der Planfeststellung wurde unter anderem auch im Bereich zwischen Rohrer Kurve und Flughafen eine autobahnnahe Trasse entlang der BAB 8 behandelt. Die Deutsche Bahn AG als Vorhabenträgerin hat die Pläne dieser Variante verworfen, weil mit ihr große Flächen wertvoller Ackerlandschaft verbraucht würden. Außerdem stellen wir in Frage, dass zwei parallel laufende Bahnstrecken im Filderbereich in Summe wirtschaftlich ausgelastet werden könnten. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, die vorhandene Bestandsstrecke der S-Bahn auch mit dem Fern- und Regionalverkehr der Gäubahn zu nutzen.

Sie befürchten mit dieser Variante ein „brutales Verspätungsrisiko“. Am zweiten Schlichtungstag zum Projekt Stuttgart 21 haben wir uns in dem betreffenden Planfeststellungsabschnitt des Filderbereichs mit Flughafen zur höhengleichen Kreuzung im Bereich der Rohrer Kurve sowie zur Dimensionierung des Bahnhofs am Flughafenterminal geäußert.

Der Belegungsgrad der Gleise im Bereich der Rohrer Kurve, der neuen Verbindungsstrecke zwischen Filderbahn und Gäubahn, weist erhebliche Reserven auf. Das Gleis vom Flughafen in Richtung Stuttgart-Rohr ist mit 34% das am stärksten genutzte Gleis. Die Gleisverbindung, die vom Flughafen her kommend die Gäubahn Richtung Böblingen anbindet und dabei das S-Bahn-Gleis von Stuttgart-Rohr zum Flughafen höhengleich kreuzt, weist lediglich einen Belegungsgrad von 21% Prozent auf. Die analytische Untersuchung zeigt, dass die Belastung im Bereich der höhenfreien Ausfädelung einen Betrieb mit optimaler Betriebsqualität ermöglicht.

Desweiteren zeigt die analytische Untersuchung, dass die Situation am Flughafen Station Terminal trotz der Auflagen des Eisenbahn-Bundesamtes zur Gleisnutzung unkritisch ist. Der Regelbetrieb im Flughafenbahnhof Terminal sieht auf dem einen Gleis sechs S-Bahnen pro Stunde vor, das heißt durchschnittlich alle 10 Minuten eine. Davon wenden zwei am Bahnsteig, die übrigen halten kurz und fahren nach Filderstadt. Auf dem zweiten Gleis fahren stündlich zwei Züge in Richtung Stuttgart und zwei in Richtung Gäubahn. Das heißt durchschnittlich wird dieses Gleis alle 15 Minuten mit einer Zugfahrt belegt. Ergebnis der Untersuchung: die Fahrplanzwänge durch die Eingleisigkeit der Gäubahn südlich von Horb ermöglichen zwar nur bestimmte Zeitlagen, diese passen aber zu den Fahrplänen der S-Bahn.

Ihr „brutales Verspätungsrisiko“ halten wir für nicht gegeben und widerlegt. Im Gesamten können Sie sich meinen Vortrag im Internet auf unserer Projektseite http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/schlichtung-stutt... ansehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB