Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Gerold Rainer am 17. Mai 2011
19834 Leser · 16 Stimmen (-5 / +11)

Baustelle: Bauphasen, Logistik, Emissionen

Warum dieser ungewöhnlich hohe Aufwand beim Grundwasser abpumpen?

Sehr geehrte Damen und Herren,

beim Bau der U4 in der Hamburger Hafencity entstand ein 20 Meter tiefer Bahnhofstrog komplett unter Wasser. Sogar die Tunnelsole wurde unter Wasser betoniert. Erst den fertigen Rohbau hat man dann leergepumpt.

Zugegeben die Geologie in Hamburg ist eindeutig einfacher als die in Stuttgart. Trotzdem kann ich es nicht verstehen, warum man die Seitenwände des Troges nicht unter Wasser betonieren kann, wie es z.B. bei der Deckelbauweise üblich ist.

Warum braucht man unbedingt eine trockene Baugrube und will das Grundwasser mit einem hohen Aufwand künstlich absenken?

+6

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Antwort
von Dr. Volker Kefer am 18. Juli 2011
Dr. Volker Kefer

Sehr geehrter Herr Rainer,

die Entscheidung für die Wahl des Bauverfahrens orientiert sich an den konkreten technischen Realisierungsmöglichkeiten aufgrund der örtlichen Gegebenheiten, den verpflichtenden Vorgaben aus der Planfeststellung und nicht zuletzt spielen auch der Bauablauf im Zusammenhang mit anderen Baubereichen und Kostenaspekte eine Rolle. In Stuttgart sind die speziellen Gegebenheiten im Stuttgarter Talkessel mit den besonderen Anforderungen und Auflagen zum Schutz des Grund- und Mineralwassers zu beachten. Zunächst möchte ich aber deutlich machen, dass es nicht um "eine trockene Baugrube" handelt in der "das Grundwasser abgesenkt wird" handelt. Der Bahnhofstrog wird in insgesamt 25 Abschnitten erstellt und nur jeweils in diesem Bereich findet die Grundwasserhaltung statt, es geht also nicht um eine komplette Baugrube mit einer flächigen Grundwasserabsenkung.

Bereits in der Planfeststellung wird ausgeführt, dass dem "Vorhabenträger" also dem Bauherren Deutsche Bahn, z.B. gewisse bauliche Vorabmaßnahmen aufgrund dadurch "entstehenden unverhältnismäßigen Erschwernissen" nicht zugemutet werden können, auch wenn damit Grundwasserandrangsmengen ggf. reduziert werden könnten. (siehe dazu Ausführungen zum Grundwasserschutz im Beschluss zum Planfeststellungsabschnitt 1.1 Seite 348/349). Damit wird deutlich, dass bei der Entscheidung/Genehmigung für die Wahl des Bauverfahrens die Variante zu wählen ist, die nach Abwägung aller Entscheidungsparameter die insgesamt geringsten Betroffenheiten verursacht. Für den Bau des neuen Durchgangsbahnhofes in Stuttgart hat sich die abschnittsweise Bauweise mit einer auf die Baugrube jeweils bezogenen räumlich eingegrenzten Grundwasserhaltung als das insgesamt am besten geeignete Verfahren erwiesen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB