Sehr geehrter Herr Burghart,
gerne nehme ich nochmals Stellung zu Ihrem Vorwurf, im Stresstest seien "falsche Eingangsdaten" für die Murrbahn verwendet worden.
Im Fokus des Stresstests stand die Frage, ob der neue Stuttgarter Bahnknoten ein auf 49 Zugankünfte zur Spitzenstunde gesteigertes Zugprogramm bewältigen und dabei Verspätungen abbauen kann. Dieser Nachweis ist klar gelungen.
Dabei zeigte sich jedoch auch, dass bei einem derart ausgeweiteten Verkehrsangebot die unter Praxisbedingungen nutzbare Kapazität zwar nicht im neuen Hauptbahnhof, jedoch sehr wohl einzelnen Teilen des Bestands- netzes ausgeschöpft wurde. Dies betrifft insbesondere die Murrbahn mit ihren langen eingleisigen Abschnitten. Der im Rahmen der Schlichtung von beiden Seiten einvernehmlich bestellte Gutachter, SMA und Partner, wies an mehreren Stellen in seinem Abschlussbericht auf die Situation auf der Murrbahn hin, beispielsweise auf den Seiten 16 und 179 der Datei (http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/uploads/tx_smedia...).
Sie haben uns nun vorgeworfen, wir hätten im Stresstest für die Murrbahn "falsche Eingangsdaten" verwendet. Wir haben daraufhin in unserer Antwort (http://direktzu.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/stuttgart21/... hingewiesen, dass für wesentlich größere Zugzahlen auf der Murrbahn Ausbaumaßnahmen empfohlen werden. Ab welcher Zugzahl und unter welchen Randbedingungen diese Ausbaumaßnahmen notwendig sind, wurde bislang nicht weiter untersucht. Bei den im Stresstest unterstellten Betriebskonzept wurden diese Maßnahmen als notwendig erachtet. Dies hat auch SMA und Partner mit dem von Ihnen genannten Zitat dargelegt.
Die im Stresstest angenommene Zugzahl geht deutlich über das tatsächlich zur Inbetriebnahme des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm vorgesehene Zugangebot hinaus. Wenn das zur Stresstest-Spitzenstunde unterstellte Zugangebot von vier Zügen pro Stunde Richtung Stuttgart auf der Murrbahn tatsächlich in dieser Form realisiert werden soll, wären Anpassungen an den Stellwerken einzelner Bahnhöfe erforderlich, damit zwei Züge gleichzeitig einfahren können.
Im Simulationsmodell des Stresstests wurde diese Möglichkeit unterstellt und auch klar und deutlich dokumentiert. Ohne diese geringfügigen Anpassungen wären abseits des Stuttgarter Bahnknotens große Verspätungen aufgebaut worden, die das Ergebnis der auf den Stuttgarter Bahnknoten gerichteten Simulation verfälscht hätten.
Die Infrastrukturdaten sind somit nicht "falsch", sondern spiegeln schlicht einen gegenüber heute geringfügig verbesserten Ausbauzustand wider, der unabhängig von Stuttgart 21 für eine weitreichende Ausweitung des Zugangebots auf der Murrbahn in jedem Fall notwendig wäre.
Im Übrigen gehören solche Änderungen an Stellwerken für die Fachleute der Deutschen Bahn zum Alltag und sind im Vergleich zum Neu- und Umbau von größeren Gleisanlagen in der Regel äußerst überschaubar. Ihre Aufregung ist für uns daher umso weniger nachvollziehbar.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich