Sehr geehrter Herr Steinheil,
vielen Dank für Ihre Nachricht, die ich gerne beantworte.
Im Zuge des Stresstests haben wir den Nachweis erbracht, dass ein Fahrplan mit einer deutlich gesteigerten Zugzahl im neuen Bahnknoten Stuttgart fahrbar ist. Die zu Grunde liegende Messlatte wurde im Rahmen der Schlichtungsgespräch einvernehmlich vereinbart: die Zahl der Zugankünfte im Hauptbahnhof Stuttgart zwischen 7:00 und 7:59 Uhr. Sie war von (zur Zeit der Schlichtung) 37 Zugankünften auf 49 und damit um 30 Prozent anzuheben. Nicht betrachtet wurde dabei die Zahl der Abfahrten, die ebenfalls Teil der Zugleistung sind. Sie nehmen um rund 70 Prozent, von 19 auf 32 zu. In der Projektkommunikation haben wir vielfach von einer um 50 Prozent erhöhten Zugzahl zur morgendlichen Spitzenstunde gesprochen. Dies ist nun im Rahmen des Stresstests fundiert nachgewiesen.
Eine Aussage über die maximale Leistungsfähigkeit des neuen Stuttgarter Hauptbahnhof (unter Beachtung der Betriebsqualität) trifft der Stresstest dabei ausdrücklich nicht. Eine weitere Steigerung der Zugzahlen im Stuttgarter Hauptbahnhof wäre aber durchaus möglich. So enden im Stresstest-Fahrplan 17 der 49 ankommenden Züge und werden damit nicht mehr als Abfahrt gezählt, obwohl sie – als Fahrten in den Abstellbahnhof – in größerem Maß Kapazität als eine mit Reisenden besetzte Zugfahrt binden (zeitaufwändiger Abschlussdienst im Hauptbahnhof, Abzweigstellen zum Betriebsbahnhof).
Wie Sie möglicherweise wissen, verehrter Herr Steinheil, wird der Anschluss für zwei zusätzliche Gleise aus Richtung Feuerbach zum Hauptbahnhof, die bei Bedarf für eine weitere Steigerung der aus dieser Richtung ankommenden Züge notwendig wäre, im Zuge von Stuttgart 21 vorbereitet: Der Tunnel Bad Cannstatt wird dazu, auf Höhe der Wagenhallen, bereits im Zuge der Baumaßnahmen von Stuttgart 21 aufgeweitet. So könnten dort zwei zusätzliche Gleise einfädeln. Diese würden von dort über den Nordbahnhof und den heutigen Pragtunnel nach Feuerbach geführt werden und weiter zur Leistungssteigerung beitragen. Die übrigen Zulaufstrecken weisen noch erhebliche Leistungsreserven auf.
In der formalen Rechtfertigung des Vorhabens (Planfeststellung, Finanzierungsvereinbarung) wurde dabei stets ein geringer Anstieg unterstellt. Mit dem Stresstest haben wir nun – mit einem in einem solchen Projektstadium nie zuvor da gewesenen Aufwand – den deutlichen Nachweis erbracht, dass sogar noch größere Zugzahlen bei stabilen Betrieb und verspätungsabbauend abgewickelt werden können.
Bei fairer und nüchterner Betrachtung können wir keinen Mangel an Glaubwürdigkeit erkennen.
Ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort weitergeholfen zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich