Sehr geehrter Herr von Minckwitz,
gerne beantworte ich Ihre Nachricht und bitte für die verzögerte Bearbeitung um Entschuldigung.
Die von Ihnen angesprochene Kritik wurde in dem von Deutscher Bahn AG und Land Baden-Württemberg gemeinsam beauftragten Stresstest-Schlussbericht http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/de-DE/download/20... von den Fachleuten von SMA und Partner umfassend betrachtet. Die Prüfer, die für ihr Urteil auch gemessene Verspätungsdaten aus dem heutigen Betrieb auswerteten, bescheinigten dabei dem Simulationsmodell realistische, insgesamt sogar eher pessimistische Verspätungsannahmen (siehe Steckbrief SI-05). Die Ausblendung schwerer Störfälle, in denen die Betriebsqualität in den Hintergrund rückt, wurde von den Fachleuten als korrekt bezeichnet (siehe beispielsweise Steckbrief SI-02, S. 3). Auch die vom Land Baden-Württemberg geforderten Anschlüsse wurden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, vollständig im Simulationsmodell umgesetzt (siehe Steckbrief FP-10, S. 2).
Neben diesen Kritikpunkten sahen wir uns immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, das Zugangebot aus Karlsruhe und Heidelberg würde durch Stuttgart 21 verschlechtert. Tatsächlich stand im Rahmen des Stresstests die Frage im Mittelpunkt, ob der neue Bahnknoten Stuttgart mehr Züge als heute abfertigen und dabei Verspätungen abbauen kann. Dafür wurde der komplette Zugverkehr in einem simulierten Netz betrachtet, das seine Grenzen unter anderem in Vaihingen an der Enz fand. Woher die dort in den Betrachtungsraum einfahrenden Züge kommen, war für die eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchung nicht von Belang. Wie Sie auch auf PDF-Seite 126 des SMA-Schlussberichts (Grafik) erkennen können, wurden zusätzlich vier Züge in Vaihingen/Enz (in der Spitzenstunde) in die Simulation eingebracht, die sowohl von Karlsruhe oder Heidelberg kommen könnten.
Im Rahmen des Stresstests hat die Deutsche Bahn den Nachweis erbracht, dass zukünftig deutlich mehr Züge mit weniger Verspätungen im Bahnknoten Stuttgart abgefertigt werden können. Durch die beschleunigte Zufahrt zwischen der Einfädelung der Neubaustrecke in Zuffenhausen und dem Hauptbahnhof profitieren unter anderem auch Karlsruhe und Heidelberg von der Möglichkeit, im Berufsverkehr mehr Züge zu fahren. In welchem Maße diese Möglichkeiten ausgeschöpft werfen, entscheidet letztlich die Verkehrsnachfrage.
Ich hoffe, Ihre Frage umfassend beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich