Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Frank Burghart am 01. August 2013
30396 Leser · 15 Stimmen (-6 / +9)

Durchgangsbahnhof: Kapazität, Architektur, Barrierefreiheit

Neues zum Stresstest - falsche Aussage von Herrn Dietrich

Sehr geehrter Herr Dietrich,

in Ihrer Antwort vom 19. Juni 2013 zum Thema "Neues zum Stresstest" schrieben Sie "Nicht die im Stresstest zur Murrbahn hinterlegten Daten wurden bemängelt, sondern schlicht der Umstand, dass auf der Murrbahn für wesentlich größere Zugzahlen Ausbauten empfohlen werden, die sich positiv auf Leistungsfähigkeit und Betriebsqualität der Strecke auswirken".
Ihre Aussage entspricht NICHT der Aussage von SMA im Audit vom 21.07.2011 auf Seite 10. Dort steht, ich zitiere nochmals: "Um die dem Fahrplan mit 49 Zügen entsprechende Zugzahl auf der Murrbahn zu erreichen, ist ein Ausbau einzelner Bahnhöfe für gleichzeitige Einfahrten erforderlich.".
Bei SMA steht: "Um die dem Fahrplan mit 49 Zügen entsprechende Zugzahl ... zu erreichen, ist ein Ausbau ...erforderlich.". Dies bedeutet aber, dass für die im Stresstest auf der Murrbahn verwendeten Zugzahlen etwas angenommen wurde, was heute so nicht exitiert und was auch heute so nicht geplant ist. Damit basiert der Stresstest aber auf eine falsche Abbildung der Murrbahn.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Burghart

+3

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Antwort
von Wolfgang Dietrich am 17. September 2013
Wolfgang Dietrich

Sehr geehrter Herr Burghart,

gerne nehme ich nochmals Stellung zu Ihrem Vorwurf, im Stresstest seien "falsche Eingangsdaten" für die Murrbahn verwendet worden.

Im Fokus des Stresstests stand die Frage, ob der neue Stuttgarter Bahnknoten ein auf 49 Zugankünfte zur Spitzenstunde gesteigertes Zugprogramm bewältigen und dabei Verspätungen abbauen kann. Dieser Nachweis ist klar gelungen.

Dabei zeigte sich jedoch auch, dass bei einem derart ausgeweiteten Verkehrsangebot die unter Praxisbedingungen nutzbare Kapazität zwar nicht im neuen Hauptbahnhof, jedoch sehr wohl einzelnen Teilen des Bestands- netzes ausgeschöpft wurde. Dies betrifft insbesondere die Murrbahn mit ihren langen eingleisigen Abschnitten. Der im Rahmen der Schlichtung von beiden Seiten einvernehmlich bestellte Gutachter, SMA und Partner, wies an mehreren Stellen in seinem Abschlussbericht auf die Situation auf der Murrbahn hin, beispielsweise auf den Seiten 16 und 179 der Datei (http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/uploads/tx_smedia...).

Sie haben uns nun vorgeworfen, wir hätten im Stresstest für die Murrbahn "falsche Eingangsdaten" verwendet. Wir haben daraufhin in unserer Antwort (http://direktzu.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/stuttgart21/... hingewiesen, dass für wesentlich größere Zugzahlen auf der Murrbahn Ausbaumaßnahmen empfohlen werden. Ab welcher Zugzahl und unter welchen Randbedingungen diese Ausbaumaßnahmen notwendig sind, wurde bislang nicht weiter untersucht. Bei den im Stresstest unterstellten Betriebskonzept wurden diese Maßnahmen als notwendig erachtet. Dies hat auch SMA und Partner mit dem von Ihnen genannten Zitat dargelegt.

Die im Stresstest angenommene Zugzahl geht deutlich über das tatsächlich zur Inbetriebnahme des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm vorgesehene Zugangebot hinaus. Wenn das zur Stresstest-Spitzenstunde unterstellte Zugangebot von vier Zügen pro Stunde Richtung Stuttgart auf der Murrbahn tatsächlich in dieser Form realisiert werden soll, wären Anpassungen an den Stellwerken einzelner Bahnhöfe erforderlich, damit zwei Züge gleichzeitig einfahren können.

Im Simulationsmodell des Stresstests wurde diese Möglichkeit unterstellt und auch klar und deutlich dokumentiert. Ohne diese geringfügigen Anpassungen wären abseits des Stuttgarter Bahnknotens große Verspätungen aufgebaut worden, die das Ergebnis der auf den Stuttgarter Bahnknoten gerichteten Simulation verfälscht hätten.

Die Infrastrukturdaten sind somit nicht "falsch", sondern spiegeln schlicht einen gegenüber heute geringfügig verbesserten Ausbauzustand wider, der unabhängig von Stuttgart 21 für eine weitreichende Ausweitung des Zugangebots auf der Murrbahn in jedem Fall notwendig wäre.

Im Übrigen gehören solche Änderungen an Stellwerken für die Fachleute der Deutschen Bahn zum Alltag und sind im Vergleich zum Neu- und Umbau von größeren Gleisanlagen in der Regel äußerst überschaubar. Ihre Aufregung ist für uns daher umso weniger nachvollziehbar.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Dietrich