Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Ronny Quaß am 21. Oktober 2010
22616 Leser · 45 Stimmen (-9 / +36)

Durchgangsbahnhof: Kapazität, Architektur, Barrierefreiheit

Regionalzüge sollen hintereinander halten?

Sehr geehrte Damen und Herren,

es wird stets davon gesprochen, daß die Kapazität mit 8 Gleisen ausreichend sein soll. Man erwähnt immer wieder, daß zwei Regionalzüge hintereinander auf einem Gleis halten sollen.
Daraus stellen sich mir zwei Fragen:

1. Was passiert, wenn einer der beiden Züge Verspätung hat? Wie werden dann Anschlüsse und die Zugfolge geregelt? Blockieren sich dann die Züge nicht gegenseitig?

2. Die Einfahrgeschwindigkeit soll bei etwa 80 km/h liegen. Das kann aber auf den zweiten, dahinter einfahrenden Zug nicht gelten, da hier die Einfahrt auf "Frühhalt" gestellt werden muß, d. h. die maximale Geschwindigkeit vom Einfahrsignal bis zum vorgeschriebenen Halteplatz liegt bei 30 km/h. In dieser Zeit werden anderer Einfahrten ausgebremst. Ist das denn im "Sinne des Erfinders"?

Vielen Dank im voraus für die Beantwortung der beiden Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Ronny Quaß

+27

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Antwort
von Dr. Volker Kefer am 19. Januar 2011
Dr. Volker Kefer

Sehr geehrter Herr Quaß,

in größeren Bahnhöfen ist es die gängige Praxis, dass zwei Züge am selben Bahnsteiggleis halten. Die Beispiele Mannheim oder Köln zeigen dies eindeutig.

Hat ein Zug Verspätung, müssen die Mitarbeiter/innen der Bahn in der Betriebszentrale und in der Fahrdienstleitung ad hoc dispositiv eingreifen. Lösungen können sein, einen der beiden Züge auf einem abweichenden Gleis einfahren zu lassen, den Zuganschluss auf einen nachfolgenden gemeinsamen Haltebahnhof zu verlegen oder die Anschlussreisenden auf einen Folgetakt zu verweisen. Durch die mit dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm beabsichtigte Angebotsmehrung wird sich in vielen Fällen die Zeit bis zum nächsten Folgetakt gegenüber heute deutlich verringern. Dieses Prozedere ist unabhängig davon, ob es sich um einen Kopf- oder Durchgangsbahnhof handelt.

Sie haben natürlich Recht, dass aus Gründen der Betriebssicherheit ein Zug, der in ein Gleis einfährt, in dem schon ein Zug steht, nur mit einer niedrigen Geschwindigkeit einfahren darf. Dies ist vergleichbar damit, als wenn das Ende des Gleises durch einen Prellbock begrenzt wäre. Im neuen Durchgangsbahnhof können jedoch die Mehrzahl der Züge je nach Bahnsteiggleis mit einer Geschwindigkeit zwischen 100 km/h und 50 km/h einfahren. Eine Belegung der Bahnsteiggleise mit zwei Zügen wird sich auf Ausnahmefälle beschränken.

Im Gegensatz dazu dürfen im bisherigen Kopfbahnhof sämtliche Züge nur mit erheblichem Zeitaufwand und mit max. 30 km/h einfahren. Dieses Kriterium spricht eindeutig für die höhere Leistungsfähigkeit des Durchgangsbahnhofs.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB