Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Dieter Schütze am 06. Januar 2011
20023 Leser · 30 Stimmen (-11 / +19)

Durchgangsbahnhof: Kapazität, Architektur, Barrierefreiheit

Triebfahrzeugausfälle: Wie wird Verkehrsaufkommen gewährt?

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie bei der Technik so üblich kommt es immer wieder zu Ausfällen. Ich erlebe Triebfahrzeugausfälle relativ häufig.
Dies ist im Kopfbahnhof systembedingt nicht weiter schlimm da der Zug dort auch mal länger stehen kann. Leider passiert so etwas auch in den Stoßzeiten zwischen 17:00 und 19:00 Uhr.
Was wenn dies bei S21 mit nur 8 Gleisen passiert? Sie wollten doch in Stoßzeiten 2 Züge am selben Gleis zum Halten bringen.
Was wenn dort der vordere einen Triebfahrzeugausfall hat?
Wie können sie das Verkehrsaufkommen an den übrigen Gleisen noch gewähren? Zudem müsste dieser Zug länger stehen als beim Kopfbahnhof der das Ersatztriebfahrzeug aus Canstatt kommen müsste.

Besten Dank für Ihre Antwort.

+8

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Antwort
von Dr. Volker Kefer am 30. März 2011
Dr. Volker Kefer

Sehr geehrter Herr Schütze,

Ihrer Annahme/Darstellung, wonach Triebfahrzeugstörungen im Kopfbahnhof „systembedingt nicht weiter schlimm“ wären, kann ich nicht nachvollziehen.

Die Gleise im Stuttgarter Kopfbahnhof sind insbesondere in den Hauptverkehrszeiten besonders stark ausgelastet. Sie sehen dies z.B. daran, dass schon heute Gleise doppelt genutzt werden müssen. Zum Beispiel stehen zwischen 16.00 und 17.00 Uhr die beiden Regionalzüge nach Pforzheim bzw. Osterburken beide auf Gleis 7. Der von Ihnen geschilderte Fall eines Triebfahrzeugausfalls wirkt sich deshalb im Kopfbahnhof ebenfalls sehr nachteilig aus.

Aufgrund der wesentlich flexibleren Betriebsführung lassen sich jedoch solche Störungen im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof besser beherrschen. Im Gegensatz zum heutigen Kopfbahnhof, bei dem alle Züge bei der Einfahrt und dann wieder bei der Ausfahrt über das gleiche Gleisvorfeld fahren müssen, sich also in vielen Fällen auch gegenseitig behindern, ist der neue Durchgangsbahnhof aus vier Richtungen über eine höhere Anzahl Zuführungsgleise anfahrbar. Über den neuen innerstädtischen Schienenring erreichen künftig Züge aus Feuerbach, aus Unter-/Obertürkheim, aus Bad Cannstatt und über den Fildertunnel den Stuttgarter Hauptbahnhof. Insofern wäre die Zuführung einer Ersatzlok auf verschiedenen Wegen möglich. Für die Fahrt vom geplanten Abstellbahnhof in Untertürkheim bis in den Hauptbahnhof wäre eine Zuführung sowohl über die Tunnelverbindung aus Bad Cannstatt oder über Ober-/Untertürkheim mit einer Fahrzeit von nur wenigen Minuten möglich. Über den erwähnten innerstädtischen Schienenring könnte dann auch eine alternative Fahrt der Züge in bzw. aus den Hauptbahnhof organisiert werden. Ebenfalls könnte bei der gleichzeitigen Belegung eines Gleises mit zwei Zügen der fahrbereite Zug auch wenden und dann den Bahnhof trotz des Defektes beim zweiten Zug verlassen.

Die insgesamt deutlich höhere Kapazität/Leistungsfähigkeit des neuen Durchgangsbahnhofes gegenüber dem alten Kopfbahnhof ermöglicht auch bei Störungen einen vergleichbar besseren Betriebsablauf, weil sich im schnellen Durchgangsbahnhof Verspätungen eher abbauen lassen als im Kopfbahnhof. Bei dem zur Zeit laufenden Stresstest wird dies im Detail mit aufwändigen Simulationen untersucht, dabei wird u.a. geprüft, wie sich Störungen und Verspätungen auswirken.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB