Sehr geehrter Herr Maier,
die Gäubahn profitiert mit Stuttgart 21 von der direkten Flughafenanbindung an der Station Terminal, der heutigen S-Bahnstation Flughafen/Messe. Der Weg über Stuttgart Hauptbahnhof und Umstieg auf die S-Bahn entfällt. Die Fahrzeiten von Tuttlingen zum Stuttgarter Flughafen verkürzen sich im Vergleich zu den heutigen Verbindungen mit Intercity (IC) um mehr als eine halbe Stunde, im Vergleich zu den heutigen Verbindungen mit Regional-Express (RE) um mehr als eine Dreiviertelstunde. Die Fahrzeiten von Tuttlingen zum Stuttgarter Hauptbahnhof bleiben durch die Streckenführung mit Stuttgart 21 über den Flughafen und die Landesmesse in etwa unverändert.
Für den Fernverkehr auf der Gäubahn bedeutet das Projekt Stuttgart 21 mit der unmittelbaren Flughafenanbindung eine deutliche Attraktivitätssteigerung. Optional besteht die Möglichkeit, auf der Nord-Süd-Achse Zugfahrten sowohl in Richtung Nürnberg/Leipzig als auch nach Milano zu verlängern. Eine bessere Einbindung in den Bahnknoten Stuttgart bewirkt attraktive Anschlüsse beispielsweise in Richtung Mannheim.
Verbesserungen bei den Fahrzeiten der Fernverkehrszüge auf der Gäubahn im Vergleich zu heute wird es geben, wenn die Intercity-Express-Züge mit Neigetechnik (ICE-T) wieder bogenschnell eingesetzt werden. Der Bahnvorstandsvorsitzende Dr. Grube hat im Februar diesen Jahres Ministerpräsident Mappus zugesagt, die modernen ICE-Züge so bald wie möglich wieder einzusetzen. Zurzeit werden diese durch Intercity-Züge der Schweizerischen Bundesbahn SBB ersetzt, um einen verlässlichen Fahrplan, wenn auch mit längeren Fahrzeiten, anbieten zu können. Die Verfügbarkeit der ICE-T ist wegen der erfolgten Absenkung der Ultraschallintervalle bundesweit beschränkt. Die Achsen dieser Züge müssen bis zur Lieferung wirklich dauerfester Radsätze durch die Hersteller zehnmal häufiger überprüft werden als bisher.
Parallel zu Stuttgart 21 ist zudem der Gäubahnausbau zur Verbesserung des Verkehrsangebotes auf der ICE-Verbindung Stuttgart-Zürich vorgesehen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus hat sich bei einem Treffen im Oktober diesen Jahres mit dem DB-Vorstandsvorsitzenden Dr. Rüdiger Grube, Umwelt- und Verkehrsministerin Tanja Gönner sowie den DB-Vorständen Volker Kefer und Ulrich Homburg für eine weitere Stärkung der Eisenbahn-Infrastruktur im Land ausgesprochen. Dabei wurde vereinbart, dass die Deutsche Bahn AG nicht nur ihre zwei bedeutendsten Projekte in Deutschland, den viergleisigen Ausbau der Rheintalbahn von Karlsruhe nach Basel und das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm, vorantreibt, sondern auch viele weitere Einzelmaßnahmen weiterentwickelt. Als ein Beispiel wurde der Ausbau der Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich genannt. Die Strecke zur Stabilisierung des Fahrplans sowie zur Verbesserung der Anschlüsse in Stuttgart insbesondere in Richtung Mannheim/Frankfurt/Main soll zunächst zwischen Horb und Neckarhausen zweigleisig ausgebaut werden. Eine entsprechende Planungs-vereinbarung wurde unterzeichnet. Als weitere Beschleunigungsmaßnahmen sind die zweigleisigen Streckenabschnitte zwischen Rottweil und Spaichingen sowie Spaichingen und Tuttlingen geplant sowie die Singener Kurve. Auf der deutschen Seite sollen rund 134 Millionen Euro investiert werden. Die Landesregierung setzt sich beim Bund für eine zeitnahe Finanzierung ein.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB