Sehr geehrter Herr Wiorek,
es ist richtig, die Bauherrin Deutsche Bahn AG sieht aus Gründen des Immissionsschutzes für Stuttgart 21 vor, dass im Fahrplan keine dieselbetriebenen Züge den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof mehr anfahren. Aus heutiger Sicht müssten dann auf den Strecken Lindau-Stuttgart und Albstadt-Ebingen-Stuttgart tatsächlich Umsteigeverbindungen angeboten werden (in Tübingen in/aus Richtung Albstadt-Ebingen), oder Direktverbindungen mit einem Traktionswechsel von einer Diesel- zur E-Lok oder umgekehrt (in Ulm in/aus Richtung Lindau).
Das Land Baden-Württemberg als Aufgabenträger des Regionalverkehrs geht aber davon aus, dass durch die erhöhte Attraktivität der Bahnverbindung zwischen Stuttgart und Ulm Modernisierungen angrenzender Streckenverbindungen früher kommen. Das zeigen die Erfahrungen von sich positiv entwickelnden Hauptachsen. Zu den Modernisierungen angrenzender Streckenbereiche zählt unter anderem die Elektrifizierung der Südbahn Ulm-Friedrichshafen-Lindau. Bei der Zollern-Alb-Bahn, Ihrer weiteren angesprochenen Regionalstrecke, wird bereits im Rahmen der Planungen Regionalstadtbahn Neckar-Alb die Elektrifizierung des Teilabschnitts von Tübingen bis Albstadt-Ebingen untersucht. Bei der Fortentwicklung des Regionalverkehrs setzt das Land auf die schrittweise Elektrifizierung der Gesamtstrecke von Tübingen bis Aulendorf.
Mit Stuttgart 21 wird die Regionalverkehrslinie Friedrichshafen-Stuttgart-Würzburg in Betracht gezogen. Mit dieser würde sich die Reisezeit von Friedrichshafen nach Stuttgart von heute 2 Stunden 15 Minuten um voraussichtlich rund dreißig Minuten verkürzen, wobei davon ca. 10 min durch die Elektrifizierung der Südbahn erzielt werden. Aber auch Umsteigen in Ulm bedeutet bei Stuttgart 21 nicht, dass eine Region abgehängt wäre. Oberschwaben profitiert insgesamt von den Fahrzeitverkürzungen zwischen Ulm und Stuttgart von bis zu 26 Minuten. Und auch auf der Zollern-Alb-Bahn profitiert man teilweise von den Fahrzeitverkürzungen zwischen Tübingen und Stuttgart von 18 Minuten im Vergleich zur heute stündlichen Regionalexpress-Verbindung. Neu und wichtig für beide Regionen ist zudem der schnelle Anschluss an den Landesflughafen und die Landesmesse. Von Ulm dauert die Fahrt zum Flughafen ab 24 Minuten statt heute 1 Stunde 35 Minuten. Von Tübingen dauert die Fahrt nach Stuttgart-Flughafen/Messe 35 Minuten statt heute 1 Stunde 4 Minuten.
Von dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm werden weite Landesteile Baden-Württembergs profitieren, weil die Anschlüsse an die Landeshauptstadt, den Landesflughafen und Landesmesse sich deutlich verbessern werden. Außerdem wachsen Notwendigkeit und Druck und damit die Wahrscheinlichkeit einer zeitnahen Modernisierung (wie beispielsweise eine Elektrifizierung) der angrenzenden Streckenverbindungen wie der Südbahn oder der Zollern-Alb-Bahn.
Mit freundlichen Grüßen
Tanja Gönner - Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Verkehr