Sehr geehrte Frau Payk,
der Bach durchquerte in früheren Zeiten die Stadt von Südwest nach Nordost, verläuft heute jedoch fast vollständig unterirdisch. Der ursprüngliche Bachlauf ist lediglich auf rund einem Kilometer Länge zwischen Kaltental und Heslach renaturiert. Der Nesenbach ist heute der wichtigste Hauptsammler im städtischen Kanalnetz und transportiert Abwasser und Regenwasser aus dem gesamten südlichen Stadtgebiet in Richtung Neckar und Hauptklärwerk. Im Bereich der Innenstadt verläuft der unterirdische Hauptsammler weitgehend durch den Bereich des Oberen und Mittleren Schlossgartens. Die neuen Stadtquartiere dagegen werden künftig auf den freiwerdenden Gleisflächen kommen.
Der Nesenbach muss aufgrund seiner Höhenlage als Düker – sprich Unterquerung – ausgeführt werden, da der neue Bahnhof den heutigen Kanal schneidet. Dabei nutzt man das Prinzip der kommunizierenden Röhren, wonach sich Flüssigkeiten in Röhren, die miteinander verbunden sind, stets auf das gleiche Niveau einpegeln. Fließt nun auf einer Seite immer neue Flüssigkeit hinzu, so erreicht sie auf der anderen Seite dasselbe Höhenniveau und kann fast ohne Höhenverlust dort weitergeleitet werden. Die Flüssigkeit kann so Hindernisse überwinden, ohne dass Pumpen eingesetzt werden müssen.
Technisch gesehen funktioniert der Düker aufgrund des Drucks, der am Oberhaupt (Absturz des Wassers über 20 Meter) in den Röhren unterschiedlichen Durchmessers aufgebaut wird. Die Lageenergie des Wassers wird umgewandelt in Bewegungsenergie und nach Durchquerung des Unterhaupts wieder in Lageenergie (Energieerhaltungssatz). Dadurch kann das Wasser am Unterhaupt wieder aufsteigen und im anschließenden Kanal weiterfließen.
Da der Bau des Dükers mit den tiefsten Eingriff in den Untergrund erfordert, sind damit besondere Auflagen zum Mineralwasserschutz verbunden. So wird der mittlere Teil unter Druckluft bergmännisch vorgetrieben.
Groß: http://www.direktzu.de/upload_platform/db_files/attachmen...
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Zu den Stadtbahntunnel allgemein: Es werden nicht ganze Tunnelröhren angehoben bzw. abgesenkt, sondern neue Tunnel höher bzw. tiefer gebaut: Im ersten Fall auf einen bereits gebauten Teil des Fernbahntunnels aufgesetzt, im zweiten Fall bevor der Fernbahntunnel darüber hergestellt wird.
Tunnel Heilbronner Straße (zwischen den Haltestellen Hauptbahnhof und Türlenstr.) Der neue Stadtbahntunnel verläuft im Wesentlichen westlich neben der Heilbronner Straße. Der Neubau erfolgt in bergmännischer Bauweise (unterirdisch) aus dem ehemaligen Wagengut-Gelände heraus. Dadurch sind nur die zwei Anschlussbereiche an den bestehenden Tunnel in offenen Baugruben herzustellen. Der Stadtbahnbetrieb bleibt währenddessen aufrechterhalten und wird in Stufen in den neuen Tunnel verlegt.
Haltestelle Staatsgalerie Die Haltestelle Staatsgalerie und die daran anschließenden Tunnelabschnitte werden in mehreren Stufen umgebaut. Dabei werden die neuen Bauwerke seitlich versetzt hergestellt und nur im direkten Anschlussbereich die Tunnel geöffnet. Dies geschieht teilweise unter zuvor herzustellenden überfahrbaren Deckenplatten. Der Stadtbahnbetrieb bleibt währenddessen aufrechterhalten, da die neue Haltestelle mit den Zulauftunneln parallel zur bestehenden gebaut wird. Erst wenn die neue Haltestelle vollständig in Betrieb ist, wird die alte Haltestelle Staatsgalerie für den Fernbahntunnel abgebrochen. Durch den baustellenbedingten zeitweisen Betrieb beider Haltestellen sind je nach Fahrziel unterschiedliche Zugänge und Haltestellen zu nutzen. Änderungen in den Zugänglichkeiten der Haltestellen werden sich während der Bauzeit voraussichtlich nicht vermeiden lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Schuster - Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart