Sehr geehrter Herr Häberle,
ich kann sehr gut verstehen, dass Sie zu dem wichtigem Thema Geologie und Anhydrit aufgrund der speziellen Gegebenheiten des Stuttgarter Untergrunds Bedenken haben; zumal derzeit viele Spekulationen und Behauptungen kursieren. Für die Geologie in Stuttgart bestehen umfangreiche Untersuchungen, Bohrungen aus einem mehrjährigen Bohr- und Erkundungsprogramm und die Erfahrungen aus zahlreichen Tunnelprojekten in der Landeshauptstadt. So gibt es in Stuttgart seit Jahrzehnten verlässliche Erfahrungen im Tunnelbau aus dem S-Bahn-, Stadtbahn- und Straßenbau.
Beispielsweise führt der S-Bahn Tunnel nach Vaihingen in Teilbereichen durch Anhydritschichten. Hier hat die Bahn in der Vergangenheit Tunnelbauprojekte im unausgelaugten Gipskeuper erfolgreich gebaut, so die S-Bahn-Wendeschleife und den Hasenbergtunnel. Weder beim Bau noch während der inzwischen rund 30-jährigen Betriebszeit gab es hier Probleme.
Nicht zutreffend ist allerdings die Aussage, dass der Bau der zweiten Röhre des Wagenburgtunnels gestoppt worden sei, weil man auf Anhydrit gestoßen sei. Die zweite Röhre des Wagenburgtunnels wurde aufgrund der verkehrspolitischen Entwicklung nicht mehr weiter verfolgt. Es wurde das Ziel verfolgt, die Wohngebiete entlang der Wagenburgstraße und der Talstraße nicht zusätzlich mit Verkehr zu belasten und stattdessen den Verkehr auf der Cannstatter Straße und der B10 entlang des Neckars zu bündeln. Bautechnische Gesichtspunkte spielten bei dieser Entscheidung keine Rolle.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Wolfgang Schuster - Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart