Sehr geehrter Herr Sautter,
mit Stuttgart 21 wird der gesamte Stuttgarter Bahnknoten neu geordnet. Ein leistungsfähiger moderner Durchgangsbahnhof und ein rund 30 Kilometer langer innerstädtischer Schienenring ermöglichen eine neue Qualität für den gesamten Bahnverkehr. Davon profitieren auch die Kunden der Bahn, die mit dem Rad unterwegs sind.
Durch Stuttgart 21 entsteht eine moderne Verkehrsstation, gleichzeitig wird der bestehende Bonatzbau in diese Konzeption hervorragend integriert. Damit bleibt das bestehende Bahnhofsgebäude als Entree zur Stadt und künftig zu den Bahnsteigen des Durchgangsbahnhof in seiner bisherigen Funktion erhalten. Im neuen Bahnhof werden die Wege im Bahnhof optimiert, z.B. verkürzen sich die Umsteigebeziehungen zur S-Bahn, der Komfort wird sich für die Fahrgäste deutlich verbessern, z.B. weil unter anderem das Warten im Freien entfällt. Künftig wird der gesamte Bahnhof aus allen Richtungen komplett barrierefrei zugänglich sein, während bislang lediglich ein ebenerdiger Zugang am Eingang Heilbronnerstraße und ein Aufzug zur S-Bahn zur Verfügung steht. Es bestehen künftig direkte Zugänge z.B. von der Haltestelle „Staatsgalerie“ oder aus dem Stadtpark, für Radfahrer sicher ein großer Vorteil, denn damit ist der Bahnhof auf kurzem Weg an das Radwegenetz in Stuttgart angeschlossen. Künftig werden rund 50 Aufzüge und Fahrtreppen im neuen Bahnhof die Fahrgäste bequem zu den Zügen bringen. Von den neuen Bahnsteigen erreichen Sie nur eine Ebene tiefer auf kurzem Weg die darunter liegenden S-Bahnbahnsteige. Stellen Sie sich dagegen die heute im alten Kopfbahnhof notwendigen Wege zum Umsteigen auf die S-Bahn vor. Beispielsweise bei einer Ankunft an Gleis 15 zuerst den langen Bahnsteig nach vorne, dann quer zur Halle über die gesamte Breite der Gleise und schließlich hinunter bis zur S-Bahnstation Hauptbahnhof. Über die so genannte „Verteilerebene“ verbinden künftig drei Querstege die Bahnsteige, so dass diese dann auf kurzem Weg z.B. über Aufzüge bequem und schnell erreichbar sind.
Die Bahnsteige im alten Kopfbahnhof sind heute fast alle 8,45 Meter breit, künftig werden den Fahrgästen im neuen Durchgangsbahnhof insgesamt vier 10 Meter breite Mittelbahnsteige zur Verfügung stehen. Jeder Bahnsteig verfügt über drei runde Aufzüge. Die Türbreite der Aufzüge beträgt 1,10 Meter. Pro Bahnsteig haben zwei Aufzüge ein lichtes Maß von zwei Metern, der Aufzug am Haupterschließungssteg hat nach dem heutigen Stand der Entwurfsplanung ein lichtes Maß von 2,5 Metern. Durch diese komfortable Dimensionierung der Aufzugsanlagen sind Fahrradtransporte kein Problem. Während heute im Kopfbahnhof sich die ein- und die austeigenden Fahrgäste alle über die gesamte Bahnsteiglänge in Richtung Prellbock bewegen müssen, wird sich dies über die verschieden Zugänge und über die breiteren Bahnsteige künftig wesentlich besser verteilen.
Die Angebotskonzeption im Regionalverkehr sieht durch Stuttgart 21 eine deutliche Verbesserung und Ausweitung des Angebotes vor. Neu direkte Regionallinien machen künftig in vielen Relationen das Umsteigen im Hauptbahnhof überflüssig und bringen zudem deutliche Fahrzeitvorteile. Wenn Sie künftig von Kirchheim/Neckar mit dem Rad und der Bahn unterwegs sind, können Sie mit neuen direkten Linien aus Mannheim bzw. von Osterburken ohne Umzusteigen über Stuttgart und Plochingen nach Tübingen fahren. Wenn Sie z.B. in Bietigheim umsteigen, können Sie jede Stunde mit einer weiteren direkten Regionalverkehrslinie umsteigefrei über den Stuttgarter Hauptbahnhof Richtung Flughafen und über die neue Schnellfahrstrecke nach Ulm fahren. In der von Ihnen genannte Relation Kirchheim/Neckar in Richtung Herrenberg können Sie mit dem Regionalverkehr wie bisher zum Stuttgarter Hauptbahnhof und dann auf die S 1 Richtung Herrenberg umsteigen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Udo Andriof - Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart – Ulm