Sehr geehrter Herr Walliser,
bei einem Ausbau des Kopfbahnhofes geht es den Befürworten des Vorschlages „K 21“ darum, durch die Beseitigung von Schwachstellen die dringend notwendige Leistungssteigerung des alten Kopfbahnhofes zu erreichen. Ein großes Problem des Kopfbahnhofes besteht nämlich darin, dass sich die Fahrwege der Züge bei der Einfahrt und bei der Ausfahrt vielfach kreuzen und damit Wartezeiten und Kapazitätseinschränkungen entstehen. Unter einem „kreuzungsfreien“ Gleisvorfeld im Kopfbahnhof ist ein theoretischer Idealzustand zu verstehen, bei dem sich die Züge bei der Ein- und Ausfahrt an keiner Stelle mehr gegenseitig behindern würden. Dies könnte nur durch eine Vielzahl von neu zu bauenden Brücken und mit kreuzungsfreien Fahrstrassen erreicht werden.
Dies zu realisieren ist in dem engen Stuttgarter Talkessel schon aufgrund der engen Platzverhältnisse kaum möglich. Hinzu kommt, dass dieser Neubau während des laufenden Eisenbahnbetriebes erfolgen müsste. Dies würde zu erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr über 10 - 15 Jahre führen. Hinzu kommt, dass das gesamte rund 100 Jahre alte Gleisvorfeld freigelegt und grundsaniert werden müsste. Es genügt nicht, oben auf dem Gleisvorfeld einzelne Weichen oder Brücken neu zu bauen. Denn beim Bau der Bahnanlagen Anfang des vorigen Jahrhunderts wurden die Bauwerke auf der Hanglage am Schlossgarten auf dem „gewachsenen Boden“ gegründet und dann in mehrerer Stockwerken erstellt. Anschließend wurden oben die Gleise gebaut und die Dämme z.B. entlang der Cannstatter Strasse aufgeschüttet. Es geht also um einen kompletten Umbau des gesamten innerstädtischen Gleisbereiches. Diese Dimensionen machen die bautechnischen Schwierigkeiten deutlich und zeigen, dass ein zuverlässiger Bahnbetrieb im Stuttgarter Hauptbahnhof über viele Jahre kaum mehr möglich sein würde. Allein die Kosten für diese Sanierung des Gleisvorfeldes liegen im Bereich von rund 1,5 Milliarden Euro.
Wie diese Vorstellungen konkret umgesetzt und finanziert werden könnten, wurde und wird von den Befürworten von K 21 allerdings offen gelassen. Herr Dr.Bitzer von der SSB hat bei der Fachschlichtung dazu weitere detaillierte Ausführungen erläutert, sein Vortrag steht online unter http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/schlichtung-stutt... zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB