Sehr geehrte Frau Schreyer,
Fahrsteige werden bisweilen auf Flughäfen oder in Großmärkten eingesetzt.
Und zwar als horizontale Laufbänder zur Unterstützung bei weiten Wege oder auch in Rampenform, um verschiedene Geschosse stufenlos miteinander zu verbinden. In Bahnhöfen überwiegend aber für uns und für die Reisenden bestimmte Nachteile, so dass wir Fahrsteige grundsätzlich nicht einsetzen.
Beim Einsatz von Fahrsteigen bzw. Laufbändern gilt, dass für eine Nutzung durch Rollstuhlfahrer im Sinne einer barrierefreien Zuwegung die Neigung maximal 6 % betragen darf. Dies entspricht den Vorgaben wie bei einer festen Rampe.
Demzufolge benötigen Fahrsteige und Rampen eine große Längenentwicklung und würden somit die Nutzung der Bahnsteige sehr einschränken. Dies hätte insbesondere diese Folgen:
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Die Bahnsteige müssten wesentlich breiter sein. Dies ist bei unseren bestehenden Bahnhöfen baulich nicht realisierbar. Auch bei den wenigen neuen Bahnhöfen, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben, erlauben die Grundstücksgrenzen keine Bahnsteiganlagen mit dieser Ausdehnung.
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Die Baukosten für die größeren Bahnsteige incl. Grundstückskosten und
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für die Fahrsteige selbst wären höher als für die von uns bevorzugten Fahrtreppen und Aufzüge. Auch die Betriebskosten wären höher.
Der Platzbedarf von Fahrsteigen und Rampen hätte auch zur Folge, dass
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wir entlang eines 420m langen Bahnsteiges weniger Zugänge realisieren könnten. Die Länge der Fahrsteige würde in der Regel 100-140m betragen.
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Damit würden sich auch die Zuwege und die Umsteigezeiten für die Wege von Bahnsteig zu Bahnsteig wesentlich verlängern.
Der neue Hauptbahnhof wird dagegen über 3 Zugangsbrücken für jeden Bahnsteig mit insgesamt fünf Zugängen (Treppen und Fahrtreppen) und 3 Aufzugsanlagen so komfortabel erschlossen sein wie sonst kaum ein anderer Bahnhof. Insgesamt verfolgen wir mit der von uns gewählten Erschließung auch wirtschaftliche Ziele, insbesondere aber wollen wir
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eine komfortable Erschließung,
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mit kurze Wegen und schnellen Umsteigezeiten,
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und eine hohe Redundanz (d.h. eine hohe Verfügbarkeit undverschiedene, alternative Zuwege),
für unsere Reisenden erzielen. Und das wollen wir so auch mit dem Entwurf des neuen Hauptbahnhofes verwirklichen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB