Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Karl Birkenmaier am 09. Mai 2011

Durchgangsbahnhof: Kapazität, Architektur, Barrierefreiheit

Vergleich S21 mit Karlsruhe bzw. Nürnberg

Antwort
von Wolfgang Dietrich am 18. Mai 2011
Wolfgang Dietrich

Sehr geehrter Herr Birkenmaier,

Bahnhöfe sind aufgrund ihrer infrastrukturellen Gegebenheiten und ihrer betrieblichen Aufgabenstellungen nur schwerlich miteinander zu vergleichen. Deshalb lässt die Verfügbarkeit einer bestimmten Anzahl von Bahnsteiggleisen in dem einen Bahnhof keine Rückschlüsse über die Notwendigkeit einer bestimmten Anzahl von Bahnsteiggleisen in einem anderen Bahnhof zu.

Beispiel Nürnberg Hauptbahnhof: Der Bahnhof Nürnberg Hauptbahnhof ist ein wichtiger Knotenbahnhof im süddeutschen Eisenbahnnetz. Der Bahnhof wird von sechs Bahnstrecken unmittelbar angebunden: aus Fürth (Bay), aus Ansbach/Treuchtlingen, von der Neubaustrecke aus Ingolstadt, aus Regensburg, aus Amberg/Weiden (Oberpfalz) und aus Bayreuth/Marktredwitz.

Nürnberg wird täglich von rund 150 Fernverkehrszügen und etwa 310 Regionalzügen angefahren. In der Angebotskonzeption des Regionalverkehrs enden und beginnen die Regionalverkehrszüge überwiegend in Nürnberg, wie es heute auch in Stuttgart der Fall ist.

Betrieblich werden in Nürnberg fahrplanmäßig die Bahnsteiggleise 1 bis 9 und 12 bis 22 genutzt, wobei die S-Bahn Nürnberg von den zwanzig Gleisen fünf mit nutzt.

Beispiel Karlsruhe Hauptbahnhof: Der Bahnhof Karlsruhe Hauptbahnhof ist ein wichtiger Knotenbahnhof im südwestdeutschen Eisenbahnnetz. Der Bahnhof wird von fünf Bahnstrecken unmittelbar angebunden: aus Rastatt über Ettlingen West, aus Rastatt über Durmersheim, aus Karlsruhe-Durlach, aus Graben-Neudorf und aus Wörth (Rhein).

Karlsruhe wird täglich von rund 130 Fernverkehrszügen und etwa 130 Regionalzügen angefahren. In der Angebotskonzeption des Regionalverkehrs enden und beginnen die Regionalverkehrszüge überwiegend in Karlsruhe, vergleichbar mit der heutigen Situation im Stuttgarter Hauptbahnhof. Darüber hinaus fährt die S-Bahn Rhein-Necker mit der Linie 3 Germersheim - Speyer - Ludwigshafen (Rhein) - Mannheim - Heidelberg - Karlsruhe ebenso den Hauptbahnhof Karlsruhe an wie auch die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) mit den Stadtbahnlinien S 31 Odenheim Bahnhof - Freudenstadt und S 32 Menzingen (Baden) - Bühl (Baden). Zusammen mit Einzelzügen anderer Linien sind dies rund 120 S-Bahn-Züge pro Tag.

Betrieblich werden in Karlsruhe fahrplanmäßig die Bahnsteiggleise 1 bis 14 sowie die Stumpfgleise 101 und 102 des „Pfälzer Bahnhofs“ genutzt, wobei die S-Bahnen bis auf die beiden Hauptdurchgangs- und die beiden Stumpfgleise alle Gleise mit nutzt.

Mit Stuttgart 21 lassen sich im Bahnknoten Stuttgart die Hauptverkehrsströme besser konzentrieren. Der neue Durchgangsbahnhof wird unmittelbar von vier zweigleisigen Strecken angebunden, die paarig auf die beiden Bahnhofsköpfe verteilt sind. Auf der einen Bahnhofsseite die Anbindung mit dem Fildertunnel an die Neubaustrecke nach Ulm über Flughafen/Messe mit Verzweigung im Tunnel ins Neckartal nach Ober-/Untertürkheim. Auf der anderen Bahnhofsseite die Anbindung der Strecken aus Stuttgart-Feuerbach und Stuttgart-Bad Cannstatt. Die Angebotskonzeption Schienenpersonennahverkehr 2020 des Landes Baden-Württemberg sieht ausschließlich sogenannte Durchmesserlinien vor, mit denen im Gegensatz zu heute die Züge des Regionalverkehrs nicht mehr im Stuttgarter Hauptbahnhof beginnen und enden. Deshalb ist der neue Durchgangsbahnhof in Stuttgart mit acht Bahnsteiggleisen für den Fern- und Regionalverkehr ausreichend ausgestattet.

Die Bahn wird die Leistungsfähigkeit des Bahnhofs einem Stresstest bis Mitte des Jahres unterziehen.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Dietrich - Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart – Ulm