Sehr geehrte Frau Deinhart,
ich danke Ihnen für Ihre Nachricht, die ich gerne beantworte.
Mit Stuttgart 21 wird der Eisenbahnknoten Stuttgart fit für die Zukunft gemacht. Die in den letzten Jahrzehnten immer weiter gestiegenen Zugzahlen haben nicht nur den Hauptbahnhof, sondern insbesondere auch die Zulaufstrecke aus Bad Cannstatt an den Rand der unter Praxisbedingungen erreichbaren Leistungsfähigkeit gebracht. Um heute überhaupt 35 ankommende Fern- und Regionalzüge zwischen 7 und 8 Uhr bewältigen zu können, müssen fünf Züge zwischen die im Fünf-Minuten-Abstand fahrenden S-Bahnen zwischen Bad Cannstatt und dem Hauptbahnhof eingeschoben werden; drei Züge aus Tübingen müssen sich sogar bereits ab Plochingen die Gleise mit S-Bahnen teilen. Dadurch entstehen erhebliche Verspätungen und zahlreiche "Stop-and-go-Verkehre".
Wie wir im Stresstest dargelegt haben, kann der neue Hauptbahnhof ohne weitere Ausbauten nicht nur mehr als 30 Prozent mehr Zugankünfte zur Spitzenstunde verarbeiten, sondern dabei insgesamt auch noch Verspätungen abbauen. Selbst optimistische Verkehrsprognosen lassen eine derart starke Belastung (mit rund 50 Zügen zur Spitzenstunde) jedoch nicht erwarten. Tatsächlich werden für das Jahr 2020 etwa 42 Spitzenstunden-Ankünfte erwartet.
Sollte langfristig dennoch ein Bedarf für mehr als 50 ankommende Züge bestehen, können zunächst Reserven der Betriebsabwicklung genutzt werden. So wurde bei den 49 Stresstest-Ankünften eine durchschnittliche Haltezeit von rund sechs Minuten vorgesehen, obwohl zum reinen Fahrgastwechsel nur etwa zwei bis drei Minuten erforderlich sind. Darüber hinaus wird die spätere Nachrüstung eines dritten und vierten Gleises auf dem am zukünftig am stärksten belasteten Zulaufabschnitt (zwischen dem neuen Hauptbahnhof und Zuffenhausen) bereits mit vorbereitet. Sollte die Verkehrsnachfrage sehr langfristig noch deutlich mehr Züge erfordern, sind weitere Ausbauten selbstverständlich denkbar.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich