Sehr geehrter Herr Fiedler,
im Rahmen des Stresstests hat die Deutsche Bahn mit einem nie zuvor dagewesenen Aufwand den Nachweis erbracht, dass der neue Hauptbahnhof 49 Zugankünfte zur Spitzenstunde abwickeln und dabei Verspätungen abbauen kann. Das renommierte Ingenieurbüro SMA und Partner war von Anfang an in diesen Prozess eingebunden und hat dieses Ergebnis in seinem Audit-Schlussbericht bestätigt. Die dabei in einigen Details vorgetragene Kritik wurde im Zuge des finalen Simulationslaufs ebenfalls ausgeräumt.
Der nunmehr unternommene Versuch, dieses eindeutige, stabile Gesamtergebnis zu diskreditieren, ist nicht nachvollziehbar. So wurde die im Nachhinein von Einzelnen kritisierte Vorgehensweise im Rahmen der Schlichtungsrunden zwischen Befürwortern und Kritikern einvernehmlich vereinbart. Es ist nicht seriös, wenn dieses Vorgehen nun – da das Ergebnis vorliegt – plötzlich in Zweifel gezogen wird. Die nunmehr vorliegenden Leistungsuntersuchungen halten den einschlägigen Standards für eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchungen ohne Wenn und Aber stand. Auch wenn Kritiker, die bislang keine einzige derartige Untersuchung durchgeführt haben, mit aller Gewalt versuchen, Haare in der Suppe zu suchen, ändert dies am stabilen Gesamtergebnis nichts.
Im Zuge von Stuttgart 21 entsteht einer der besten Bahnknoten in Deutschland. Wo heute enge Weichen und Prellböcke vielfach Tempo 30 oder Tempo 40 erzwingen, ist zukünftig wenigstens Tempo 80 die Regel. Auch stehen sich ein- und ausfahrende Züge zukünftig nicht mehr im Weg, während zusätzliche und schneller befahrbare Streckengleise Züge in kürzerer Folge und größerer Zahl verarbeiten können. Die Möglichkeiten moderner Leit- und Sicherungstechnik, die sich systembedingt nur in einem Durchgangsbahnhof voll entfalten können, tragen ein Übriges dazu bei, dass 49 Züge (entsprechend zehn Minuten je Zug) durchaus auf der achtgleisigen Anlage abgewickelt werden können.
Der Vorwurf, im Zuge von Stuttgart 21 würde die Infrastruktur der Eisenbahn für viel Geld geschwächt, ist in keinster Weise nachvollziehbar. Tatsächlich findet ein umfassender Ausbau des Bahnknotens statt, bei dem beispielsweise auch der heute bestehende zweigleisige Flaschenhals zwischen Bad Cannstatt und dem Hauptbahnhof mit vier zusätzlichen Gleisen (aus Wendlingen/Ulm und Ober-/Untertürkheim) aufgelöst wird.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Antworten weitergeholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich