Sehr geehrter Herr Strippgen,
ich bedanke mich für Ihre Fragen über die Zukunftsfähigkeit von Stuttgart 21, die ich sehr gerne beantworte.
Stuttgart 21 ist in Verbindung mit der Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm ein Quantensprung für den Zugverkehr in Baden-Württemberg. Mit Stuttgart 21 entsteht weit mehr als nur ein neuer Hauptbahnhof, auf den die Diskussion so oft reduziert wird: Zum Paket gehören insbesondere auch direkte, schnelle Schienenwegen in alle Richtungen, die neue Drehscheibe auf den Fildern, spürbare Verbesserungen für die S-Bahn und ein moderner Abstellbahnhof. Stuttgart 21 nutzt konsequent die Möglichkeiten der Eisenbahn im 21. Jahrhundert und sorgt dafür, dass zukünftig viel mehr Züge mit kürzeren Fahrzeiten und mehr Direktverbindungen angeboten werden.
Im Stresstest hat die Deutsche Bahn bereits den detaillierten Nachweis erbracht, dass der neue Hauptbahnhof 49 Zugankünfte pro Stunde bei gleichzeitig rückläufigen Verspätungen abfertigen kann. Gegenüber den heute planmäßig 35 Ankünften von Fern- und Regionalzügen in der Spitzenstunde entspricht dies bereits einer Leistungssteigerung von mehr als 30 Prozent. Eine derart deutliche Zunahme ist bis zum Jahr 2020 jedoch nicht zu erwarten – nach dem aktuellen Planungsstand sollen etwa 42 Züge zur morgendlichen Spitzenstunde fahren.
Doch selbst wenn in einigen Jahrzehnten ein Bedarf von 50 und mehr Zügen pro Stunde besteht, ist der neue Stuttgarter Bahnknoten bestens dafür gerüstet. So erlaubt die hochleistungsfähige Infrastruktur des neuen Hauptbahnhofs durchaus, noch deutlich mehr als die nunmehr nachgewiesenen 49 Züge zur Spitzenstunde abzuwickeln. Um für eine weitere Steigerung der Zugzahlen gewappnet zu sein, wird der Anschluss eines 3. und 4. Gleises auf dem am stärksten belasteten Zulauf (aus Feuerbach) im Rahmen von Stuttgart 21 bereits so vorbereitet, dass er später bei Bedarf ohne größere Eingriffe in den laufenden Bahnbetrieb nachgerüstet werden kann. Weitere Potentiale zur Leistungssteigerung ergeben sich aus technischen Fortschritt, insbesondere im Bereich der Leit- und Sicherungstechnik. Wie Herr Dr. Kefer bereits bei der Schlichtung aufzeigte, kommt ein 9. und 10. Bahnsteiggleis erst dann in Frage, wenn mehr als etwa 60 Züge pro Stunde fahren sollen.
Über die Möglichkeit der Erweiterungsoptionen haben wir bereits unter http://www.direktzu.de/stuttgart21/messages/details-zur-e... geantwortet. Tenor: Eine Erweiterung ist prinzipiell möglich.
Mit Stuttgart 21 hinterlassen wir unseren Kindern und Enkelkindern einen einzigartigen Bahnknoten, an dem sich auch die Generationen nach uns noch erfreuen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich