Sehr geehrter Herr Hofius,
ich kann verstehen, dass Sie sich Gedanken um die Einhaltung des Umweltschutzrechts und im Speziellen um den Schutz der Juchtenkäfer machen. Das macht die Deutsche Bahn AG, wie Sie anhand der durchgeführten Untersuchungen erkennen können, auch.
Konkret erkennen Sie dies, dass nach verschiedene Hinweisen zu einer im Feuerbacher Wald gefundenen Juchtenkäferlarve die Bahn veranlasst hat, die dort nach dem Fällen im Mittleren Schlossgarten abgelagerten Baumstämme durch einen Holzkäferexperten erneut untersuchen zu lassen!
Dies war aber nicht die erste oder einzige Untersuchung. Bereits 2010 hatte ein beauftragter Sachverständiger sämtliche Bäume im Mittleren Schlossgarten auf Höhlungen kontrolliert und für die Besiedlung durch Juchtenkäfer geeignete Höhlungen genau beprobt. Auch die im Februar gefällten Platanen am Ausgang der Klett-Passage wurden intensiv mit den bestmöglichen Methoden untersucht. In den Höhlungen der Bäume stellte der Sachverständige feinpulvriges, trockenes Substrat fest, dass für Juchtenkäferlarven ungeeignet ist. Unmittelbar vor dem Fällen im Februar 2012 hat er noch einmal bestätigt, dass die Bäume keine „besiedlungsgeeigneten Höhlen für Juchtenkäfer“ aufweisen, da kein für Juchtenkäfer geeigneter Mulmkörper vorhanden sei. Der Holzkäferexperte der von der Bahn mit der Kontrolle der Baumfäll- und –verpflanzungsarbeiten beauftragten ökologischen Bauüberwachung hat direkt nach dem Fällen (!) die Baumstämme und den von ihnen stammenden Mulm untersucht. Die vor den Fällarbeiten getroffenen Feststellungen des Sachverständigen wurden dabei bestätigt. Larvenfunde wurden nicht gemacht. Einen Verstoß gegen artenschutzrechtliche Bestimmungen hat die ökologische Bauüberwachung nicht festgestellt.
Die Meldungen zu einem Larvenfund haben die Bahn veranlasst, einen weiteren sehr erfahrenen Juchtenkäferexperten zu bitten, die nach Verladung und Transport im Feuerbacher Wald abgelegten Bäume ein drittes Mal zu überprüfen. Zuvor hatte der BUND-Regionalgeschäftsführer im Internet veröffentlicht, dass er selbst am 21.02. die Baumhöhlen im Feuerbacher Wald intensiv mit Handschaufel und Taschenlampe untersucht habe. Juchtenkäferlarven oder –kot habe er nicht gefunden.
Die von der Bahn am vergangenen Freitag (09.03.2012) durchgeführte Untersuchung des freiliegenden Mulms hat zunächst ebenfalls zu keinem Larvenfund geführt. Beim Aussieben des Mulms festgestellte Kotpillen haben den Experten der Bahn aber zu weiteren intensiven Maßnahmen veranlasst. Beim Auskratzen des Stammkörpers und nach wiederholtem Abtrennen einzelner Baumteile wurden vom Sachverständigen zwischen Mulm und Stamm mehrere Juchtenkäferlarven gefunden. Im austrocknenden Stamm wäre ihr Überleben nicht gesichert. Aus diesem Grund wurden sie geborgen und werden nun solange versorgt, bis sie als Juchtenkäfer in einen geeigneten Lebensraum zurückgeführt werden können.
Die überraschenden Entdeckungen des Käferexperten rechtfertigen keinen Vorwurf gegen die Bahn. Ihr sehr sorgfältiges Vorgehen bei der Vorbereitung und Durchführung der Arbeiten im Mittleren Schlossgarten konnte den Vorfall nicht vermeiden.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich