Sehr geehrter Herr Nass,
sehr gerne beantworte ich Ihre Fragen zur Variante "Gäubahnanbindung an den Hauptbahnhof über die Bestandsstrecke", bei der aus Richtung Singen/Horb/Böblingen kommende Fern- und Regionalzüge über Stuttgart-Vaihingen und -Nord zum Hauptbahnhof geführt werden.
In dieser Variante müsste die von Süden kommende Gäubahn im Bereich von Stuttgart-Nord über einen etwa 2,5 km langen Kehrtunnel mit dem neuen Fernbahntunnel aus Bad Cannstatt in Richtung Hauptbahnhof verbunden werden. Dafür würden die baulichen Vorleistungen im Tunnel Bad Cannstatt genutzt, die für die P-Option, also die Einbindung eines 3. und 4. Gleises aus Richtung Feuerbach zum neuen Hauptbahnhof, im Zuge von Stuttgart 21 entstehen. Ob die P-Option, aber auch die S-Bahn-Langfristoptionen T-Spange und Nordkreuz in Verbindung einem solchen Kehrtunnel realisiert werden können, hängt von dessen konkreten Umsetzung ab. Grundsätzlich sind hier viele Lösungen denkbar.
Von den vier neuen Fernbahn-Zuläufen zum Hauptbahnhof – aus Bad Cannstatt, Feuerbach, von den Fildern und aus Ober-/Untertürkheim – weist der von Gäubahn-Zügen in der Variante "Gäubahnanbindung an den Hauptbahnhof über die Bestandsstrecke" genutzte Zulauf aus Bad Cannstatt die geringste Belastung auf. Hier wäre noch mehr als genügend Kapazität für den Gäubahn-Verkehr mit seinen grundsätzlich drei Zügen pro Stunde (Summe beider Richtungen im Grundtakt) vorhanden. Und obwohl, wie Sie ganz richtig schreiben, die Belastung der Westseite des neuen Hauptbahnhofs (Bahnsteiggleise 1 bis 4) gegenüber der Ostseite (Gleise 5 bis 8) in der morgendlichen Spitzenstunde bei einer solchen Lösung weiter zunehmen würde, könnten einzelne zusätzliche Züge auch hier untergebracht werden. Der neue Hauptbahnhof bietet über die im Stresstest nachgewiesenen 49 stündlichen Zugankünfte noch ausreichend Reserven.
Die im Regionalverkehrskonzept 2020 vorgesehene Linie von Singen über die Gäubahn nach Stuttgart und von dort nach Schwäbisch Hall-Hessental wäre grundsätzlich auch in der Variante "Gäubahnanbindung an den Hauptbahnhof über die Bestandsstrecke" fahrbar. Neben den von Ihnen bereits angesprochenen Fahrstraßenkonflikten im Bahnhof Nürnberger Straße würde sich die Fahrzeit dabei voraussichtlich um mehrere Minuten verlängern. Das erhebliche Fahrgastpotential am Flughafen und Messegelände, wo die Linie auch mit dem übrigen Fern-, Regional-, S- und Stadtbahnverkehr verknüpft werden könnte, bliebe jedoch unerschlossen. Die Reisezeit zwischen Böblingen und Stuttgart wäre in dieser Variante voraussichtlich genauso groß wie in der Antragstrasse.
Ich hoffe, Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich