Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Auswahl der Redaktion
Autor Heike Voß am 11. September 2012
21010 Leser · 21 Stimmen (-4 / +17)

Auslage 7. Planänderung

Hohe Mehrkosten durch Verdopplung der abzupumpenden Grundwassermenge

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor der Volksabstimmung hatte die Bahn den Antrag auf eine Erhöhung der Menge des abzupumpenden Grundwassers schnell wieder zuückgezogen, um ihn dann nach der Volksabstimmung erneut zu stellen.

Gegenüber den Bürgern halte ich das für unredlich!

Was ich nun gerne fragen möchte: Wie hoch würden die Mehrkosten sein, wenn mehr als die doppelte Menge an Grundwasser abgepumpt würde?

Darüber habe ich noch keine Angaben der Bahn gefunden. Ich wüsste gern die zu erwartenden Mehrkosten für das zusätzliche Abpumpen inklusive den Kosten für Bau und Betrieb eines weiteren GWM sowie den Kosten für die dadurch verursachte zeitliche Verlängerung des Projekts.

Der Kostendeckel dürfte spätestens dadurch gerissen werden, oder?

Mit freundlichen Grüßen
Heike Voß

+13

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Wolfgang Dietrich am 17. September 2012
Wolfgang Dietrich

Sehr geehrte Frau Voß,

ich bedanke mich für Ihre Fragen zu den Auswirkungen des erweiterten Grundwassermanagements auf die Kosten des Projekts Stuttgart 21.

Erlauben Sie mir jedoch zunächst bitte eine Klarstellung: Der Antrag auf Planänderung (http://www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/show/13417...) datiert auf den 13. Mai 2011 und wurde zwischenzeitlich nicht zurückgezogen. Vielmehr wurden zunächst fehlende Unterlagen später nachgereicht und das Unterlagenpaket nochmals vollständig der Genehmigungsbehörde übergeben. Ein solches Vorgehen ist bei derart komplexen Verfahren nichts Ungewöhnliches.

Zum Alltag von Großprojekten gehören ebenfalls stetige Anpassungen und Veränderungen aufgrund neuer Erkenntnisse und Rahmenbedingungen. Eines von vielen Beispielen ist der angesprochene Antrag auf Planänderung zum Grundwassermanagement, der auf neuen, präzisieren Erkenntnissen fußt. Während den bis 2008 abgeschlossenen Planfeststellungsverfahren noch die bis dahin verfügbaren Informationen zu Grunde lagen, führten zahlreiche neue Messergebnisse aus den Jahren 2009 bis 2011 und ein präzisiertes Grundwassermodell zu neuen Ergebnissen, die im obigen Antrag Niederschlag gefunden haben. Seit jeher werden diese Untersuchungen von einem Arbeitskreis Wasserwirtschaft begleitet, in dem auch die zuständigen Fachbehörden mit unabhängigen Fachleuten vertreten sind.

Die konkreten Kosten der erweiterten Maßnahmen können heute noch nicht auf den Euro bestimmt werden. Sie sind insbesondere abhängig von den genauen Auflagen der Genehmigungsbehörde und den letztlich tatsächlich anfallenden Wassermengen. Von großer Bedeutung ist auch der Preis, der der Deutschen Bahn im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung für die Erweiterung des Grundwassermanagements angeboten werden wird. Um die Ergebnisse der europaweiten Ausschreibung nicht zu gefährden, können im Moment leider keine genauen Preiserwarten veröffentlicht werden.

Doch selbst im ungünstigsten anzunehmenden Fall wird der Kostendeckel durch das neue Grundwassermanagement nicht überschritten werden. Überschaubaren zusätzlichen Kosten stehen fast 400 Millionen Euro Puffer in der Finanzierung gegenüber. Gleichzeitig ist im aktuellen Kostenrahmen von 4,136 Milliarden Euro bereits eine Risikovorsorge für Änderungen am Grundwassermanagement enthalten. Die Deutsche Bahn behält darüber hinaus die Kosten durch die stetige Suche nach neuen Lösungen und harte Verhandlungen fest im Blick. So konnten bereits wesentliche Teile des Projekts zu Festpreisen vergeben werden, die unterhalb der erwarteten Summen lagen. Einen Überblick über die Gesamtsituation haben wir unter http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/uploads/tx_smedia... bereitgestellt. Die Deutsche Bahn wird auf der nächsten Sitzung des Lenkungskreises am 22. Oktober eingehend über den aktuellen Projektstand, einschließlich der Kosten, informieren.

Die Änderungen am Grundwassermanagement werden im Übrigen auch nicht zu Verzögerungen am Gesamtprojekt führen. Im Rahmen der weiterhin uneingeschränkt gültigen Planfeststellungsbeschlüsse werden Anfang 2013 die ersten beiden Baugruben des neuen Hauptbahnhofs geöffnet und die Arbeiten an mehreren Tunneln begonnen. Größere Entnahmemengen als bislang genehmigt werden erst in späteren Projektphasen benötigt.

Ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort weitergeholfen zu haben und würde mich freuen, wenn Sie uns konstruktiv-kritisch gewogen blieben.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Dietrich