Sehr geehrte Frau Brand,
ich danke Ihnen für Ihre sachlich-kritischen Fragen zum neuen Grundwassermodell, die ich gerne beantworte.
Die neuen Erkenntnisse zur lokal erhöhten horizontalen Durchlässigkeit einzelner Schichteinheiten, zur detaillierteren Schichtlagerung sowie auch zur vertikalen Durchlässigkeit der grundwasserhemmenden Schichten, die u. a. für die höheren Wasserumsatzraten während der bauzeitlichen Wasserhaltung führten, wurden erst mit den Ergebnissen der Bohrungen des 5. Erkundungs- programms, des Brunnenbohrprogramms im Jahr 2008/2009 und dem Langzeit- pumpversuch im Januar 2010 - und damit im Nachgang zur Planfeststellung - gewonnen. Diese neuen Erkenntnisse wurden in das im Rahmen des Planfest- stellungsbeschluss geforderte instationäre Grundwassermodell eingearbeitet und damit eine Neuberechnung der baubedingten Auswirkungen ausgeführt.
Die neuen Erkenntnisse zum Grundwasserandrang und zur Infiltrations- wasserrate sind natürlich auch in die Planungen für das Grundwasser- management eingeflossen und haben hier zu entsprechenden Anpassungen der Anlagen geführt, wie sie auch in den Antragsunterlagen zur 7. Plan- änderung dargestellt sind. So wurde für den Planfeststellungsabschnitt (PFA) 1.1 eine zweite, zusätzliche Wasseraufbereitungsanlage im Bereich des Südflügels geplant und die Rohrdurchmesser der Rohwasserleitungen entsprechend angepasst. Um die benötigten Trinkwassermengen möglichst gering zu halten und um eine höhere Anlagensicherheit zu erreichen, wurde zudem eine zusätzliche Verbundleitung zwischen den beiden im PFA 1.1 vorgesehenen Wasseraufbereitungsanlagen und der Wasseraufbereitungs- anlage am Abstellbahnhof geplant. Darüber kann bei Bedarf ein Wasserdefizit im zwischen den beiden Komplexen verringert oder ausgeglichen werden.
Der Grund für das von Ihnen angesprochene größere Wasserdefizit im PFA 1.1 liegt in der erhöhten Durchlässigkeit einzelner Schichten. Wenn der Ziel- wasserstand im Infiltrationsbrunnen gleich bleibt, jedoch die Durchlässigkeit der erschlossenen Schichten höher wird, so kann mehr Wasser infiltrieren. Dies hat letztlich auch die neue Prognoserechnung ergeben. Im Bauschritt 4 wurde für den PFA 1.1 mit den Modellrechnungen zur 7. PÄ ein Wasserdefizit von rund 95.000 m³ ausgewiesen. Auch im Rahmen des Planfeststellungsantrages wurde bereits für den Bauschritt 4 ein Wasserdefizit von 38.400 m³ dargestellt. Dieses Wasserdefizit muss aber nicht zwingend über eine Trinkwasserbei- leitung ausgeglichen werden. Derzeit ist geplant, dass durch die nunmehr geplante Verbundleitung zwischen den Wasseraufbereitungsanlagen im PFA 1.1 und der Aufbereitungsanlage im PFA 1.5 das vorhandene Wasserdefizit im PFA 1.1 durch Beileitung von überschüssigem Wasser aus dem PFA 1.5 ausgeglichen wird, so dass kein Zukauf von Trinkwasser erforderlich wird.
Ich hoffe, Ihre Frage hiermit umfassend beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich