Sehr geehrter Herr Steinheil,
ich danke Ihnen für Ihre Frage zur Leistungsfähigkeit des neuen Hauptbahnhofs im Störungsfall, die ich gerne beantworte.
Mehr Bahnsteiggleise bedeuten nicht automatisch eine höhere Leistungs- fähigkeit bzw. eine bessere Betriebsqualität. Vielmehr spielen auch Faktoren wie die zulässigen Ein- und Ausfahrgeschwindigkeiten, die Verknüpfung der Strecken- und Bahnsteiggleise sowie die gegenseitige Behinderung der ein- und ausfahrender Züge eine große Rolle. In diesen und weiteren Disziplinen ist der im Rahmen von Stuttgart 21 geplante neue Stuttgarter Hauptbahnhof gegenüber den bestehenden Anlagen klar im Vorteil.
Selbst im besonders anspruchsvollen Stresstest-Fahrplan, der mit seinen 49 planmäßig zur Spitzenstunde ankommenden Zügen deutlich über das heutige und das für die absehbare Zukunft zu erwartende Zugangebot hinausgeht, lag die durchschnittliche planmäßige Haltezeit der Züge bei mehr als fünf Minuten. Da gerade im Berufsverkehr vielfach jedoch zwei Minuten für den reinen Ein- und Ausstieg ausreichend sind, besteht im neuen Hauptbahnhof durchaus die Möglichkeit, längere Haltezeitverlängerungen einzelner Züge zu kompensieren. Dabei kommen besonders die gegenüber heute ungleich flexibleren Ein- und Ausfahrten zum Tragen, die es erlauben, aus jedem der je vier Zu- und Ablaufgleise fünf der acht Bahnsteiggleise anzufahren. Selbst wenn ein Bahnsteiggleis zur Spitzenstunde längere Zeit blockiert bleibt, kann der übrige Betrieb derselben Richtung auf vier Gleisen abgewickelt werden, ohne dass Zugausfälle oder Umleitungen in Kauf genommen werden müssen.
Ich hoffe, Ihre Frage hiermit vollständig beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich