Sehr geehrter Herr Lauer,
gerne beantworte ich auch Ihre Rückfrage zur Aussage des "bestgeplanten Projekts".
In der frühen Planungsphase des Projekts Stuttgart 21 waren die verantwortlichen Ingenieure Stolz auf die Tiefe und Qualität der damaligen Planung. Zu den Besonderheiten des Vorhabens gehörte von Anfang an auch die Finanzierung, die von Anfang an maßgeblich zu einem großen Teil von der Bahn selbst getragen werden sollte. Das Projekt musste damit betriebswirtschaftlich wesentlich strengeren Anforderungen genügen als andere, im Wesentlichen volkswirtschaftlich gerechtfertigte Projekte und wurde auch innerhalb der Bahn entsprechend kritisch hinterfragt.
Ein Novum war auch die Idee, weite Teile eines großen Bahnknotens unter die Erde zu verlegen und die dabei gewonnenen Flächen der Stadtentwicklung zur Verfügung zu stellen. Diese neue Idee, die weit über den vielfach praktizierten Neu- und Ausbau von Strecken hinausging - warf bereits innerhalb der Bahn umso mehr Fragen auf und führte auch einer ganzen Reihe von Diskussionen.
Im Laufe der Jahre schauten den Planern eine Vielzahl von internen und externen Gutachtern auf die Finger, mussten zahllose Fragen beantwortet und abgearbeitet werden. Bereits die Zahl der im Laufe der Jahre durchgeführten technischen und wirtschaftlichen Prüfungen lässt sich heute kaum noch überblicken. Der Aufwand, der für die frühen Phasen der Planung und deren Prüfung betrieben wurde, war durchaus ungewöhnlich. Das Vorhaben konnte daher tatsächlich als "bestgeplant" unter Projekten vergleichbarer Planungstiefe im Bereich der Deutschen Bahn gelten.
Dennoch ist eine derart weitreichende Aussage wie "bestgeplantes Bahnprojekt aller Zeiten" ist in der rund 20-jährigen Geschichte des Projekts seitens der Projektverantwortlichen nach unserem Kenntnisstand nie gefallen. Ein Blick in Zeitungsarchive zeigt stattdessen, dass diese Aussage erst ab 2009 und zunächst nur von Projektgegnern verwendet wurde. Es scheint, als sei die Behauptung, eine von vielen Legenden, die das Projekt Stuttgart 21 umgeben.
Insofern stehen wir zu unserer Aussage und lassen uns gerne - mit entsprechendem Beleg - eines Besseren belehren.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich