Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Ulrich Onken am 17. Dezember 2012
18411 Leser · 14 Stimmen (-3 / +11)

Finanzen: Kosten, Nutzen, Bedarf

DB-Aufsichtsratssitzung 12.12.2012

Sehr geehrter Herr Dr. Kefer,

am 2. Dezember 2011 haben Sie in diesem Forum zur Frage "Warum sollte S21 nicht teurer werden?" Folgendes erklärt:

"Aus heutiger Sicht ist der vereinbarte Finanzierungsrahmen von 4,526 Mrd. Euro für die Finanzierung ausreichend."

Am 12.12.2012 haben Sie nach der Aufsichtsratssitzung der DB laut mehreren Presseberichten erklärt, dass für Stuttgart 21 darüber hinaus Mehrkosten von 1,1 Milliarden Euro entstehen werden und weitere Kostenrisiken von 1,2 Milliarden Euro bestehen.

Als Steuerzahler und zahlender Kunde der DB würde mich Ihre Antwort auf die folgende Frage interessieren:

Wie ist es bei einem Investitionsprojekt dieser Größenordnung möglich, dass innerhalb von nur einem Jahr die Kostenprognose derart massiv ansteigt, nämlich um mindestens 22% und bis zu 50%?

Gerne erwarte ich Ihre Antwort hier bei "direktzu".

Freundliche Grüße
Dr. Ulrich Onken, Lörrach

+8

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Wolfgang Dietrich am 09. September 2013
Wolfgang Dietrich

Sehr geehrter Herr Dr. Onken,

ich danke Ihnen für Ihre sachlich-kritische Nachfrage zu der am 12. Dezember 2012 vorgestellten neuen Kostenschätzung. Herr Dr. Kefer hat mich gebeten, Ihnen direkt über Direktzu zu antworten.

Das Vorhaben Stuttgart 21 wurde im Laufe der Planungs- und frühen Bauphase so oft und intensiv durchleuchtet wie wohl kaum ein anderes großes Verkehrsprojekt. Zu der kaum zu überblickenden Reihe der internen und externen Begutachtungen zählt auch die Überprüfung der Kosten- kalkulation durch drei unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die - auch im Auftrag der organisierten Projektkritiker - im Rahmen der Schlichtung (2010) die damalige Kostenschätzung durchleuchtet und für insgesamt plausibel befunden haben. Diesen Prüfungen lag der jeweils aktuelle Planungs- und Erkenntnisstand zu Grunde, in diesem Fall im Wesentlichen die Entwurfsplanung.

Nachdem Ende 2011 erste Ausschreibungen über dem dafür vorgesehenen Budget erfolgten, hat der Vorstand der Deutschen Bahn aus eigener Initiative eine weitere Prüfung angestoßen. Daraufhin haben nochmals mehr als 40 interne und externe Ingenieure, Wirtschaftsprüfer und weitere Fachleute das Projekt durchleuchtet und dabei die Erfahrungen und den Planungsfortschritt der letzten Jahre berücksichtigt; inzwischen konnte auf die (ungleich präzisere) Ausführungsplanung zurückgegriffen werden. Die Ergebnisse der Prüfung wurden im November 2012 wiederum von einer Wirtschafts- prüfungsgesellschaft überprüft und schließlich dem Vorstand vorgelegt, der daraufhin am 12. Dezember den Aufsichtsrat und anschließend die Öffentlichkeit umfassend informiert hat.

Nach dieser Sitzung hat der Aufsichtsrat über 100 Fragen an den Vorstand gestellt und anschließend eigene Gutachten beauftragt, bevor der Finanzierungsrahmen mit dem Beschluss vom 5. März 2013 auf bis zu 6,526 Milliarden Euro erhöht wurde. Damit sind ausdrücklich auch Worst-Case-Szenarien abgedeckt, die mehrjährige Verzögerungen, weitreichende Behinderungen und die Realisierung aller bekannten Risiken mit einschließen. Nicht nur der nominelle Umfang, sondern auch das Spektrum der berück- sichtigten Risiken geht dabei weit über den vorherigen Finanzierungsrahmen hinaus. Die beiden Finanzierungsrahmen sind damit auch nicht ohne Weiteres so einfach vergleichbar, wie dies auf den ersten Blick scheinen mag.

Zu den Ursachen und Hintergründen der Kostensteigerungen haben wir bereits eingehend Stellung genommen. Zu nennen sind hier insbesondere die Erkenntnisse aus den bisherigen Vergaben und der inzwischen vorliegenden Ausführungsplanung, Auflagen und Änderungen außerhalb des Einfluss- bereichs der Bahn, aber beispielsweise auch Verzögerungen und die damit einhergehende, auf Dezember 2021 verschobene Inbetriebnahme.

Weitere Hintergrundinformationen finden Sie unter anderem in den Unterlagen zur Aufsichtsratssitzung vom 12. Dezember, die wir unter http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/no_cache/mediathe... bereitgestellt haben. Auch in den - ebenfalls online abrufbaren - Unterlagen der übrigen Aufsichtsrat- und Lenkungskreis-Sitzungen finden Sie weitere Hintergrundinformationen.

Ich hoffe, Ihre Frage damit vollständig beantwortet zu haben und stehe Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Dietrich