Sehr geehrter Herr Haug,
ich bedanke mich für Ihre beiden Fragen, auf die ich gerne antworte.
Ihre Frage, warum auch schnelle ICE-Züge im Stuttgarter Hauptbahnhof heute nur langsam ein- und ausfahren können, ist vor allen Dingen zwei Aspekten geschuldet: Zum einen darf in Kopfbahnhöfe am Bahnsteiggleise aus Sicherheitsgründen nur mit 30 km/h eingefahren werden, da hinter dem Prellbock kein Sicherheitsraum (Durchrutschweg) zur Verfügung steht, wie dies in Durchgangsbahnhöfen der Fall ist. Zum anderen erlauben die vielen auf relativ engem Raum liegenden Weichen keine besonders großen Geschwindigkeit, so dass auch ausfahrende Züge oft über Tempo 40 nicht hinauskommen. Selbst die erfahrenen Infrastrukturplaner der Bahn können sich nicht einfach über physikalische Gegebenheiten hinwegsetzen.
Mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 werden die Ein- und Ausfahrgeschwindigkeiten im Stuttgarter Hauptbahnhof schlagartig mehr als verdoppelt. Ein- und Ausfahrten sind dann meist mit Tempo 80 möglich, viele ICE-Züge dürfen dann sogar mit Tempo 100 ein- und ausfahren. Hinter den Signalen am Bahnsteigende stehen dann bis zu mehrere hundert Meter lange Sicherheitsräume zur Verfügung. Gleichzeitig sind die im neuen Hauptbahnhof eingeplanten Weichen wesentlich länger und tragen damit ein übriges zur Leistungssteigerung bei.
Ihre Anregung, auch im Zug über den aktuellen Bauzustand im Stuttgarter Hauptbahnhof zu informieren, nehmen wir gerne zur weiteren Prüfung auf. In der Reiseauskunft der Bahn, beispielsweise online unter http://reiseauskunft.bahn.de ist für den Stuttgarter Hauptbahnhof ein entsprechender allgemeiner Hinweis hinterlegt. Wo sich - über die jeweils nur wenige Tage andauernden Bauphasen hinaus - Wege verlängern, werden die so genannten Mindestübergangszeiten angepasst. Um beispielsweise den um rund 200 Meter verlängerten Weg während einer längeren Bauphase im S-Bahn-Bereich auszugleichen, wird diese Wegezeit von heute 9 auf 13 Minuten angehoben.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich