Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Karl Lauer am 06. Dezember 2012
17117 Leser · 15 Stimmen (-3 / +12)

Beschlüsse: Politik, Bürgerbeteiligung, Planfeststellung

eine "bestgeplante" Fehlplanung?

Sehr geehrte Damen und Herren,

Zitat aus den Stuttgarter Nachrichten heute:
"Grube und Kefer nehmen offenbar an, dass die Bahn allein 1,1 Milliarden Euro mehr zahlen muss. Dies seinen 'Hypotheken aus der Vergangenheit, also Fehlplanungen und übersehene Kostenpunkte', hieß es zu Wochenbeginn im Konzern."
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21...

Freundlicherweise haben andere es bereits übernommen, einige beispielhafte Zitate der Projektpartner zu sammeln, wie "bestgeplant" und "sorgfältig durchgerechnet" Stuttgart 21 doch sei.
http://www.zvw.de/inhalt.rundschlag-milliardenschwere-arc...

Würden Sie vor dem aktuellen Hintergrund die früheren Aussagen der Projektpartner bitte näher erläutern? Wie waren die Zitate gemeint?
Vielleicht habe ich da ja was missverstanden.

Mit bestgemeinten und sorgfältig durchdachten Grüßen,
K. Lauer

+9

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Wolfgang Dietrich am 05. September 2013
Wolfgang Dietrich

Sehr geehrter Herr Lauer,

gerne beantworte ich auch Ihre Rückfrage zur Aussage des "bestgeplanten Projekts".

In der frühen Planungsphase des Projekts Stuttgart 21 waren die verantwortlichen Ingenieure Stolz auf die Tiefe und Qualität der damaligen Planung. Zu den Besonderheiten des Vorhabens gehörte von Anfang an auch die Finanzierung, die von Anfang an maßgeblich zu einem großen Teil von der Bahn selbst getragen werden sollte. Das Projekt musste damit betriebswirtschaftlich wesentlich strengeren Anforderungen genügen als andere, im Wesentlichen volkswirtschaftlich gerechtfertigte Projekte und wurde auch innerhalb der Bahn entsprechend kritisch hinterfragt.

Ein Novum war auch die Idee, weite Teile eines großen Bahnknotens unter die Erde zu verlegen und die dabei gewonnenen Flächen der Stadtentwicklung zur Verfügung zu stellen. Diese neue Idee, die weit über den vielfach praktizierten Neu- und Ausbau von Strecken hinausging - warf bereits innerhalb der Bahn umso mehr Fragen auf und führte auch einer ganzen Reihe von Diskussionen.

Im Laufe der Jahre schauten den Planern eine Vielzahl von internen und externen Gutachtern auf die Finger, mussten zahllose Fragen beantwortet und abgearbeitet werden. Bereits die Zahl der im Laufe der Jahre durchgeführten technischen und wirtschaftlichen Prüfungen lässt sich heute kaum noch überblicken. Der Aufwand, der für die frühen Phasen der Planung und deren Prüfung betrieben wurde, war durchaus ungewöhnlich. Das Vorhaben konnte daher tatsächlich als "bestgeplant" unter Projekten vergleichbarer Planungstiefe im Bereich der Deutschen Bahn gelten.

Dennoch ist eine derart weitreichende Aussage wie "bestgeplantes Bahnprojekt aller Zeiten" ist in der rund 20-jährigen Geschichte des Projekts seitens der Projektverantwortlichen nach unserem Kenntnisstand nie gefallen. Ein Blick in Zeitungsarchive zeigt stattdessen, dass diese Aussage erst ab 2009 und zunächst nur von Projektgegnern verwendet wurde. Es scheint, als sei die Behauptung, eine von vielen Legenden, die das Projekt Stuttgart 21 umgeben.

Insofern stehen wir zu unserer Aussage und lassen uns gerne - mit entsprechendem Beleg - eines Besseren belehren.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Dietrich