Sehr geehrter Herr Stolz,
ich danke Ihnen für Ihre Fragen nach der Veränderung des Energieverbrauchs im Fernverkehr zwischen Stuttgart und Ulm.
Ein direkter Vergleich der Energieverbräuche ist nicht ohne Weiteres möglich. Er hängt unter anderem vom eingesetzten Rollmaterial, der angestrebten Fahrzeit sowie Witterungseinflüssen ab. Schon heute schwanken die Verbrauchswerte aufgrund dieser und vieler weiterer Einflüsse von Fahrt zu Fahrt erheblich.
Durch die größere Geschwindigkeit, dem größeren Tunnelanteil und dem größeren zu überwindenden Höhenunterschied kommt es auf der Neubaustrecke zwischen Stuttgart, Wendlingen und Ulm gegenüber der Bestandsstrecke zu einem Mehrverbrauch an Energie für den elektrischen Antrieb. Dem stehen Einsparungen aus der kürzeren Streckenlänge, der kürzeren Reisezeit (beispielsweise für Beleuchtung und Klimaanlagen) sowie weniger Geschwindigkeitswechseln und Behinderungen durch andere Züge gegenüber. Auch eine bessere Auslastung aufgrund kürzerer Fahrzeiten wirkt sich positiv auf den Verbrauch je Fahrgast aus.
Aufgrund des vergleichsweise großen Energiebedarfs von schnell fahrenden Hochgeschwindigkeitszügen ist unter dem Strich mit einem größeren Energiebedarf je Zugfahrt zu rechnen. Durch die attraktiven Fahrzeiten durch den neuen Bahnknoten und der Schnellbahnachse gelingt es gleichzeitig, Millionen von Autofahrten auf die umweltfreundliche Schiene zu verlagern. Der Energiebedarf für die Beförderung von Stammkunden im Fernverkehr wird dabei schon heute hundertprozentig durch Ökostrom gedeckt, der CO2-frei erzeugt wird. Das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm leistet damit für die notwendige ökologische Verkehrswende einen kaum zu ermessenden Beitrag.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dietrich