Sehr geehrter Herr Fauser,
im heutigen Kopfbahnhof Stuttgart beträgt die fahrplanmäßig vorgesehene Umsteigezeit z.B. zur S-Bahn 9 Minuten. Beim Umsteigen z.B. vom Gleis 15/16 von einem 400 m langen ICE z.B. zu einem Regionalexpressanschluss auf Gleis 4/5 ist ein langer Fußweg erforderlich. Erleichtert wird dies zwar durch die Verbindung über den Mittelzugang zwischen den Gleisen, dieser ist aber nur über Treppen erreichbar; mobilitätseingeschränkte Personen können diese Unterführung nicht nutzen. Im Grundsatz ist im Kopfbahnhof immer der Weg Richtung Prellbock zurückzulegen. Ein- und aussteigende Fahrgäste müssen den gleichen Weg am Bahnsteig nehmen, gerade bei „hohem Fahrgastaufkommen“ kommt es da schnell zu Engpässen. Für viele Fahrgäste bedeutet der heutige Kopfbahnhof Stuttgart, dass sie beim Umsteigen z.B. zur S-Bahn lange Wege in Kauf nehmen müssen - deutlich längere jedenfalls als im neuen Durchgangsbahnhof.
Im Gegensatz zum heutigen Kopfbahnhof verfügt der neue Durchgangsbahnhof über breitere Bahnsteige und insbesondere über eine Vielzahl von Zugangsmöglichkeiten zu den Bahnsteigen sowie zum Bahnhof. Über drei Verteilerstege sind die Bahnsteige auf kurzen Wegen verbunden. Rund 50 Fahrtreppen und Aufzüge stellen eine optimale Erreichbarkeit der Bahnsteige sicher. Weitere Vorteile: Die Stadtbahnhaltestelle „Staatsgalerie“ hat ein direkten Zugang zu den Bahnsteigen, die S-Bahn ist auf kurzem Weg nur eine Etage tiefer direkt von den Bahnsteigen zu erreichen und der gesamte Bahnhof ist komplett barrierefrei. Neben den optimierten Wegen im Bahnhof bietet der Aufenthalt in der modernen tiefer gelegten 8-gleisigen Verkehrsstation einen wesentlich höheren Komfort und eine deutlich bessere Aufenthaltsqualität. Insbesondere gehören Bahnsteige im Freien der Vergangenheit an.
Der Durchgangsbahnhof ermöglicht eine deutliche Erhöhung des Zugangebotes. Damit wird es in vielen Verbindungen mehr Angebote und damit mehr Kapazitäten geben. Insgesamt kann damit gerade zu Spitzenverkehrszeiten ein deutlich höheres Passagieraufkommen bewältigt werden.
Bei hohem Verkehrsaufkommen wie beim genannten Beispiel „Volksfest auf dem Wasen“ zeigen sich die Vorteile von Stuttgart 21 besonders gut. Zum einen können die Züge im neuen Durchgangsbahnhof Stuttgart 21 wesentlich schneller ein- und ausfahren und sorgen damit für eine entsprechende Beschleunigung. Darüber hinaus stehen über den neuen innerstädtischen Schienenring und den Gleisen im neuen Bahnknoten acht Zufahrtsmöglichkeiten zum Bahnhof zur Verfügung anstatt heute 5 Gleise. Mehr und schnellere Verbindungen sorgen damit für entsprechende Kapazitäten gerade in Spitzenzeiten.
Im neuen Bahnhof haben die Fahrgäste dann mehrere Möglichkeiten, um schnell zum Wasen zu kommen. Fahrgäste können wesentlich schneller als heute auf die nur wenige Meter tiefer verkehrenden S-Bahn Linien Richtung Bad Cannstatt umsteigen. Sie können auch über den direkten Zugang vom Tiefbahnhof zur Stadtbahnhaltestelle „Staatsgalerie“ auf die Stadtbahn umsteigen. Weiter stehen Verkehrsverbindungen über verschiedene Regionalverkehrslinien zum Bahnhof Bad Cannstatt zur Verfügung. Während heute aufgrund der knappen Gleiskapazitäten Regionalzüge und S-Bahnen zwischen Bad Cannstatt und dem Hauptbahnhof die S-Bahngleisen zeitweise gemeinsam nutzen müssen, wird künftig die S-Bahn auf eigenen Gleisen verkehren. Gerade bei hohem Verkehrsaufkommen und Verspätungen ist das ein großer Vorteil, denn damit lassen sich die Auswirkungen auf die Fahrgäste minimieren und die Pünktlichkeit verbessern.
Über die neue S-Bahn-Haltestelle Mittnachtstrasse besteht für Fahrgäste der S-Bahn aus Richtung Bietigheim/Marbach/Weil der Stadt zudem die Möglichkeit, bereits dort auf die S-Bahnlinien Richtung Bad Cannstatt umzusteigen. Fahrgäste sparen sich damit nicht nur den Weg über den Hauptbahnhof und kommen schneller ans Ziel, sondern auch die S-Bahnstation Hauptbahnhof tief wird damit entlastet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB