Sehr geehrter Herr Strasser,
die Landeshauptstadt Stuttgart verfügt, nach Budapest, über die zweitgrößten Mineralwasservorkommen in Europa. Die Projektträger haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass der Schutz der Stuttgarter Heilquellen absolute Priorität hat. Erst jüngst hat Oberbürgermeister Dr. Schuster dies erneut unterstrichen.
Es gilt, in der Argumentation sorgfältig zwischen Grund- und Mineralwasser zu trennen. Die Heilquellen speisen sich aus den Mineralwasservorkommen. Diese liegen weit unter dem Grundwasser und sind durch eine wasserundurchlässige Grundgipsschicht von ihm getrennt. Diese Schicht verhindert einen Wasseraustausch.
Wichtig ist: Keine einzige Baumaßnahme für das Bahnprojekt Stuttgart 21 findet in mineralwasserführenden Schichten statt. Viele der Stuttgarter Tiefgaragen oder der Tunnel für S- und U-Bahn liegen im Grundwasser, teilweise auch deutlich tiefer als bei Stuttgart 21, beispielsweise der 8,8 km lange S-Bahn-Tunnel. Weder beim Betrieb noch beim Bau hat dies den Mineralquellen je geschadet.
Der Schutz der natürlichen Quellen und der Mineralwasservorkommen ist zudem maßgeblicher Bestandteil der Planungen.
Das Grundwasser in Stuttgart wird seit 1950 genau überwacht und untersucht. Seitdem werden die sogenannten Schüttmengen, also die Ergiebigkeit der einzelnen Quellen, genau erfasst. Diese Daten vermitteln ein flächendeckendes und umfassendes Bild der Grundwassersituation. Zusätzlich wurde der Verlauf der geplanten Trasse bereits 1992 mit mehreren hundert Grundwassermessstellen sorgfältig erkundet. Hierauf aufbauend wurden konkrete Planungen und Konzepte zum Schutz der Heilquellen entwickelt.
In den Planfeststellungsbeschlüssen zu Stuttgart 21 sind die Maßnahmen zur Überwachung zum Schutz der Mineralquellen bis ins Detail festgelegt. Während der Baumaßnahmen wird der Grundwasserstand an über 90 Messstellen permanent überwacht, laufend werden Wasserproben entnommen und untersucht. Ein Jahr bevor in Untergrund eingegriffen wird, werden Grundwasserstände beobachtet und ausgewertet.
Für den Fall von Veränderungen gibt es schon jetzt sorgfältig abgestimmte Planungen für konkrete Gegenmaßnahmen. Es wurden Vorkehrungen gegenüber möglichen Verlusten von Mineralwasser oder Druckminderungen im Mineralwassersystem getroffen, was einen Einfluss auf die Qualität und die Schüttmenge der Mineral- und Heilquellen haben könnte. Dieses Handlungskonzept war und ist Gegenstand der Planfeststellungsunterlagen.
In Ihrer Frage, Herr Strasser, beziehen Sie sich direkt auf den Bereich des neuen Hauptbahnhofs. Hier liegt das Mineralwasser in rund 60 Metern Tiefe – das ist 50 Meter unter der Bodenplatte, der tiefsten Stelle des Bahnhofs. Selbst die tiefsten Betonpfähle enden ca. 15 Meter unter der Bodenplatte. Zwischen diesem tiefsten Teil des neuen Bahnhofs und dem Mineralwasser liegen also 35 Meter wasserundurchlässige Schicht, die Grundwasser und Mineralwasser voneinander trennt. Dies wird schematisch auch aus untenstehender der Skizze deutlich:
http://d2jrh7emuz3ff6.cloudfront.net/grundwasser_s21.jpg
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB