Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Marcel Strasser am 28. September 2010
31345 Leser · 45 Stimmen (-9 / +36)

Umwelt: Park, Bäume, Grundwasser, Verkehrsentlastung

Grafik zum Mineralwasser unter dem Bahnhof?

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe den Eindruck, dass dringender Aufklärungsbedarf über den Unterschied zwischen Mineralwasser und Grundwasser im Talkessel besteht. Die Mineralwässer haben meines Wissens nach ihren Ursprung unter dem Gäu, wo sie vor vielen Jahren als normales Wasser im Muschelkalk versickert sind. Für die Bäderbetriebe werden die Schichten gezielt angbohrt, teils in über 100 m Tiefe (ist z.B. in Broschüren der Bäderbetriebe nachzulesen). Vom normalen Grundwasser, das dicht unter der Oberfläche liegt, werden sie durch mächtige, undurchlässige Schichten getrennt.

Jetzt wäre meine Bitte bzw. Frage, ob Sie nicht eine Reihe von einfachen Grafiken oder Schnittzeichnungen veröffentlichen könnten, die die Tiefen von Mineralwässern, Grundwässern und die Gründungstiefen des neuen Bahnhofs anschaulich darstellen.

+27

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Antwort
von Dr. Volker Kefer am 04. November 2010
Dr. Volker Kefer

Sehr geehrter Herr Strasser,

die Landeshauptstadt Stuttgart verfügt, nach Budapest, über die zweitgrößten Mineralwasservorkommen in Europa. Die Projektträger haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass der Schutz der Stuttgarter Heilquellen absolute Priorität hat. Erst jüngst hat Oberbürgermeister Dr. Schuster dies erneut unterstrichen.

Es gilt, in der Argumentation sorgfältig zwischen Grund- und Mineralwasser zu trennen. Die Heilquellen speisen sich aus den Mineralwasservorkommen. Diese liegen weit unter dem Grundwasser und sind durch eine wasserundurchlässige Grundgipsschicht von ihm getrennt. Diese Schicht verhindert einen Wasseraustausch.

Wichtig ist: Keine einzige Baumaßnahme für das Bahnprojekt Stuttgart 21 findet in mineralwasserführenden Schichten statt. Viele der Stuttgarter Tiefgaragen oder der Tunnel für S- und U-Bahn liegen im Grundwasser, teilweise auch deutlich tiefer als bei Stuttgart 21, beispielsweise der 8,8 km lange S-Bahn-Tunnel. Weder beim Betrieb noch beim Bau hat dies den Mineralquellen je geschadet.

Der Schutz der natürlichen Quellen und der Mineralwasservorkommen ist zudem maßgeblicher Bestandteil der Planungen.

Das Grundwasser in Stuttgart wird seit 1950 genau überwacht und untersucht. Seitdem werden die sogenannten Schüttmengen, also die Ergiebigkeit der einzelnen Quellen, genau erfasst. Diese Daten vermitteln ein flächendeckendes und umfassendes Bild der Grundwassersituation. Zusätzlich wurde der Verlauf der geplanten Trasse bereits 1992 mit mehreren hundert Grundwassermessstellen sorgfältig erkundet. Hierauf aufbauend wurden konkrete Planungen und Konzepte zum Schutz der Heilquellen entwickelt.

In den Planfeststellungsbeschlüssen zu Stuttgart 21 sind die Maßnahmen zur Überwachung zum Schutz der Mineralquellen bis ins Detail festgelegt. Während der Baumaßnahmen wird der Grundwasserstand an über 90 Messstellen permanent überwacht, laufend werden Wasserproben entnommen und untersucht. Ein Jahr bevor in Untergrund eingegriffen wird, werden Grundwasserstände beobachtet und ausgewertet.

Für den Fall von Veränderungen gibt es schon jetzt sorgfältig abgestimmte Planungen für konkrete Gegenmaßnahmen. Es wurden Vorkehrungen gegenüber möglichen Verlusten von Mineralwasser oder Druckminderungen im Mineralwassersystem getroffen, was einen Einfluss auf die Qualität und die Schüttmenge der Mineral- und Heilquellen haben könnte. Dieses Handlungskonzept war und ist Gegenstand der Planfeststellungsunterlagen.

In Ihrer Frage, Herr Strasser, beziehen Sie sich direkt auf den Bereich des neuen Hauptbahnhofs. Hier liegt das Mineralwasser in rund 60 Metern Tiefe – das ist 50 Meter unter der Bodenplatte, der tiefsten Stelle des Bahnhofs. Selbst die tiefsten Betonpfähle enden ca. 15 Meter unter der Bodenplatte. Zwischen diesem tiefsten Teil des neuen Bahnhofs und dem Mineralwasser liegen also 35 Meter wasserundurchlässige Schicht, die Grundwasser und Mineralwasser voneinander trennt. Dies wird schematisch auch aus untenstehender der Skizze deutlich:

http://d2jrh7emuz3ff6.cloudfront.net/grundwasser_s21.jpg

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB