Sehr geehrter Herr Reinhart,
die Neubaustrecke zwischen Stuttgart und Ulm verbindet auf direkten Weg – im Wesentlichen entlang der Bundesautobahn A 8 – künftig mit einer Fahrzeit von nur noch 28 Minuten die Landeshauptstadt Stuttgart und Ulm. Damit verkürzt sich die Reisezeit auf nahezu die Hälfte. Die Trasse führt dabei über die Schwäbische Alb und muss zwischen dem Rasthof Aichelberg und der Albhochfläche bei Hohenstadt Richtung Ulm ein Höhenunterschied von 390 m auf einer Länge von 15,9 km überwinden. Die nationalen und internationalen Richtlinien für Hochgeschwindigkeitsstrecken bilden dabei den Rahmen für den Verlauf der Trasse. Mit einer Steigung von maximal 25 Promille entspricht die Neubaustrecke den Vorgaben der europäischen "Interoperabilitätsrichtlinien" für Hochgeschwindigkeitsstrecken, die für den Personen- und Güterverkehr konzipiert sind. Nur in einem 1,5 km langen Bereich, zu Beginn dieses Steigungsabschnitts, wurden 31 Promille eingeplant. Der gewählte Trassenverlauf stellt die nach einem mehr als 20-jährigen Abwägungs- und Planungsprozess im Korridor zwischen Stuttgart und Ulm "vorzugswürdigste Alternative" dar. Für die Albquerung wurden Dutzende (oft flachere) Varianten in den 1980er und 1990er Jahren eingehend untersucht und schließlich verworfen.
Die Fahrzeugplanung der Deutschen Bahn sieht vor, zur Inbetriebnahme der Neubaustrecke neben den bereits heute eingesetzten ICE 3 an Stelle der älteren ICE-Züge die neuen ICx-Züge zum Einsatz zu bringen. Beide können uneingeschränkt auf der neuen Strecke verkehren.
Unabhängig davon könnten selbstverständlich auch ICE 1, ICE 2 und ICE T die Strecke grundsätzlich befahren. Bereits heute bewältigen diese Züge an mehreren Stellen im Bestandsnetz Steigungen von 30 bis 40 Promille. So weist sowohl der Frankfurter-Kreuz-Tunnel am Flughafen-Fernbahnhof Frankfurt als auch der Tunnel Nord-Süd-Fernbahn in Berlin Steigungen von 30 Promille auf. 35 Promille Steigung sind, von Mainz kommend, auf der Verbindungskurve zur Neubaustrecke Köln–Rhein/Main Richtung Frankfurt zu bewältigen. Auf der Nordrampe zur Flughafenschleife Köln liegen sogar 40 Promille vor.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB