Sehr geehrter Noßwitz,
mit dem neuen Durchgangsbahnhof ist der Grundstein für eine Drehscheibe moderner Verkehrsführung gelegt, die die bestehenden Kapazitäts- und Effizienzprobleme und damit auch die systemischen Defizite des Sackbahnhofs überwindet. Dazu gehört, dass im neuen Bahnhof aus jeder Richtung eingefahren werden kann und wir künftig acht statt bislang nur fünf Zulaufgleise zur Verfügung haben, die über den innerstädtischen Ring eine flexible Verkehrsführung ermöglichen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zug in einem Tunnel einen Unfall hat, wird von vornherein minimiert, indem z.B. Begegnungen zweier Züge in einem Tunnel so weit wie möglich oder gänzlich ausgeschlossen werden. In neuen Tunneln, wie denen vom Bahnprojekt Stuttgart – Ulm, wird dies überwiegend durch den Bau von zwei getrennten Tunnelröhren erreicht – für jede Fahrtrichtung steht eine eigene Röhre zur Verfügung.
Sollte dennoch im Tunnel etwas passieren, geht es darum, die Schadensauswirkungen zu minimieren. Dazu gehört z. B. die „Notbremsüberbrückung“. Diese ermöglicht es dem Lokführer, eine Notbremsung beispielsweise bei einem Brand im Tunnel so zu überbrücken, dass der Zug weiterfahren und den Tunnel ohne anzuhalten verlassen kann. Die weiteren Maßnahmen können dann außerhalb durchgeführt werden.
Für den Fall, dass ein Zug dennoch im Tunnel zum Halten kommt, stehen Fluchtwege mit Fluchtleitsystem zur Verfügung. Zwischen den eingleisigen Tunnelröhren des Bahnprojekts Stuttgart – Ulm befinden sich Verbindungsbauwerke, über die Personen in die andere Tunnelröhre gelangen.
Die Feuerwehren und Einsatzkräfte können durch den Paralleltunnel bis zum Unfallort anfahren und von dort Hilfe leisten. Hierzu stehen ihnen in der Nähe des Portals alle nötigen Einrichtungen, wie z. B. Rettungsplätze mit Zufahrten und Löschwasserversorgung zur Verfügung.
Es gibt ein Notfallkonzept der S-Bahnen bei S21. Aus diesem geht hervor, dass die S-Bahnen unter anderem über den neuen Fildertunnel vom Stuttgarter Durchgangsbahnhof zum Flughafen fahren können. Über den neuen innerstädtischen Schienenring bestehen weitere Umleitungsmöglichkeiten. Damit können im neuen leistungsfähigen Durchgangsbahnhof auch beim Notfallkonzept mehr Züge fahren als im bestehenden Kopfbahnhof, das heißt: die Auswirkungen werden geringer sein als heute.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB