Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor F. Baumgärtel am 22. Oktober 2010
22758 Leser · 28 Stimmen (-3 / +25)

Durchgangsbahnhof: Kapazität, Architektur, Barrierefreiheit

Stoßzeiten und Durchleitungen - Argumente der Gegner während Schlichtungsrunde

Sehr geehrte Damen und Herren,

die erste Schlichtungsrunde ist ja ganz interessant soweit, aber um zwei Argumente der Gegner wurde bis jetzt etwas herumgedruchst. Dazu bitte ich um Stellungnahme:

1. Können bei S21 zu den Stoßzeiten tatsächlich weniger Züge abgefertigt werden? (Wie auf der Folie von Herrn Palmer zu sehen war (-2 Züge aus Göppingen etc... zwischen 7 und 8 Uhr))?

2. Sind die Durchbindungen von Regionalzügen wirklich notwendig wenn 80% der Fahrgäste eh nach Stuttgart wollen oder werden die nur gebraucht, weil die Regionalzüge nicht im Tiefbahnhof stehenbleiben können?

Vielen Dank und viele Grüße,
Baumgärtel

+22

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Tanja Gönner am 09. Februar 2011
Tanja Gönner

Sehr geehrter Herr Baumgärtel,

zu 1) das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 hat in der Sach- und Faktenschlichtung behauptet, dass im neuen Durchgangsbahnhof in der Spitzenstunde zwischen 7 und 8 Uhr im Vergleich zu heute Züge entfallen würden. Die Kapazität des Bahnhofes ließe insgesamt elf Verbindungen vermissen. Dem hat die Deutsche Bahn Gleisbelegungspläne des Durchgangsbahnhofes entgegen gehalten, die in der stärksten Stunde im Vergleich zum jetzigen Kopfbahnhof Kapazitäten für zusätzliche Verbindungen aufweisen. Dieser Beleg war dem Aktionsbündnis zu wenig, so dass in der Schlichtung die Forderung erhoben wurde, den Nachweis für eine Kapazitätssteigerung um 30% in der Spitzenstunde zu führen und dies mittels eines Stresstestes zu belegen. Dieser virtuelle Härtetest, der die Leistungsfähigkeit des Durchgangsbahnhofes überprüft, wird von der Deutschen Bahn AG zurzeit vorbereitet. Das Ergebnis ist für Mitte dieses Jahres angekündigt.

zu 2) Der tatsächliche Nutzen der geplanten Durchmesserlinien (ein Konzept, das bei der Stadtbahn und der S-Bahn bereits mit großem Erfolg umgesetzt wurde) darf nicht alleine anhand der durchschnittliche Zahl der Reisenden beurteilt werden, die heute ihre Fahrt im Regionalverkehr in Stuttgart Hbf beginnen oder beenden. Vielmehr schaffen die neuen Durchbindungen zusätzliche Fahrtmöglichkeiten gerade auch für diejenigen Reisenden, die heute in Stuttgart Hbf ein- oder aussteigen, um mit der S-Bahn oder der Stadtbahn zu Zielen innerhalb der Region Stuttgart weiterzureisen. Für diese Fahrgäste eröffnen die Durchbindungen neue Optionen, da Ziele innerhalb der Region Stuttgart, zu denen bislang umgestiegen werden musste, in Zukunft umsteigefrei mit Regionalzügen aus verschiedenen Richtungen erreichbar sind. Beispielsweise sind Flughafen und Messe zukünftig aus den Richtungen Tübingen, Rottweil, Freudenstadt, Heidelberg, Karlsruhe, Heilbronn, Schwäbisch Hall, Aalen und Ulm direkt und ohne Umsteigen zu erreichen, Waiblingen ist umsteigefrei aus Richtung Ulm, Rottweil und Tübingen zu erreichen und Ludwigsburg aus Richtung Ulm und Tübingen.

Zusätzlich zu den neuen Direktverbindungen entstehen auch neue, attraktive Umsteigeverbindungen im S-Bahn-Bereich, bei denen ein größerer Teil des Reisewegs als bislang im schnellen Regionalverkehr zurückgelegt werden kann. So muss aus Richtung Tübingen kommend zukünftig in Richtung Marbach – Backnang bzw. Bietigheim erst in Ludwigsburg umgestiegen werden, oder von der Gäubahn kommend in Richtung Backnang oder Schorndorf erst in Waiblingen.

Aus technischer Sicht ermöglicht der innerstädtische Schienenring in Verbindung mit dem Abstellbahnhof in Untertürkheim auch zukünftig in Stuttgart Hbf beginnende und endende Zugfahrten. Diese sind z.B. in der Spitzenstunde auch vorgesehen. Gleichzeitig erhöht sich im Grundtakt mit den Durchbindungen die Wirtschaftlichkeit des Angebots – wovon vor allem die Fahrgäste profitieren werden.

Mit freundlichen Grüßen

Tanja Gönner - Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Verkehr