Sehr geehrter Herr Schütze,
Ihrer Annahme/Darstellung, wonach Triebfahrzeugstörungen im Kopfbahnhof „systembedingt nicht weiter schlimm“ wären, kann ich nicht nachvollziehen.
Die Gleise im Stuttgarter Kopfbahnhof sind insbesondere in den Hauptverkehrszeiten besonders stark ausgelastet. Sie sehen dies z.B. daran, dass schon heute Gleise doppelt genutzt werden müssen. Zum Beispiel stehen zwischen 16.00 und 17.00 Uhr die beiden Regionalzüge nach Pforzheim bzw. Osterburken beide auf Gleis 7. Der von Ihnen geschilderte Fall eines Triebfahrzeugausfalls wirkt sich deshalb im Kopfbahnhof ebenfalls sehr nachteilig aus.
Aufgrund der wesentlich flexibleren Betriebsführung lassen sich jedoch solche Störungen im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof besser beherrschen. Im Gegensatz zum heutigen Kopfbahnhof, bei dem alle Züge bei der Einfahrt und dann wieder bei der Ausfahrt über das gleiche Gleisvorfeld fahren müssen, sich also in vielen Fällen auch gegenseitig behindern, ist der neue Durchgangsbahnhof aus vier Richtungen über eine höhere Anzahl Zuführungsgleise anfahrbar. Über den neuen innerstädtischen Schienenring erreichen künftig Züge aus Feuerbach, aus Unter-/Obertürkheim, aus Bad Cannstatt und über den Fildertunnel den Stuttgarter Hauptbahnhof. Insofern wäre die Zuführung einer Ersatzlok auf verschiedenen Wegen möglich. Für die Fahrt vom geplanten Abstellbahnhof in Untertürkheim bis in den Hauptbahnhof wäre eine Zuführung sowohl über die Tunnelverbindung aus Bad Cannstatt oder über Ober-/Untertürkheim mit einer Fahrzeit von nur wenigen Minuten möglich. Über den erwähnten innerstädtischen Schienenring könnte dann auch eine alternative Fahrt der Züge in bzw. aus den Hauptbahnhof organisiert werden. Ebenfalls könnte bei der gleichzeitigen Belegung eines Gleises mit zwei Zügen der fahrbereite Zug auch wenden und dann den Bahnhof trotz des Defektes beim zweiten Zug verlassen.
Die insgesamt deutlich höhere Kapazität/Leistungsfähigkeit des neuen Durchgangsbahnhofes gegenüber dem alten Kopfbahnhof ermöglicht auch bei Störungen einen vergleichbar besseren Betriebsablauf, weil sich im schnellen Durchgangsbahnhof Verspätungen eher abbauen lassen als im Kopfbahnhof. Bei dem zur Zeit laufenden Stresstest wird dies im Detail mit aufwändigen Simulationen untersucht, dabei wird u.a. geprüft, wie sich Störungen und Verspätungen auswirken.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB