Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Peter Reinhart am 16. November 2010
35312 Leser · 27 Stimmen (-3 / +24)

Durchgangsbahnhof: Kapazität, Architektur, Barrierefreiheit

Wird das optionale 10. Gleis bewusst "verbaut"?

Sehr geehrte Damen und Herren,

bei der Durchsicht der planfestgestellten Pläne des Hauptbahnhofs beim Eisenbahn-Bundesamt ist mir etwas Merkwürdiges aufgefallen:

Während die Lage der neuen Bahnhofshalle durch zahlreiche Zwangspunkte (z. B. Bonatzbau, angrenzende Bebauung u. a.) in nachvollziehbarer Weise festgelegt ist, soll nördlich des neuen Durchgangsbahnhofs auf den heutigen Gleisflächen ein zusätzliches Bahnhofsgebäude entstehen, dessen Lage nicht auf den letzten Meter durch derartige Zwänge festgelegt zu sein scheint. Die unteren Etagen des neuen Gebäudes sind dabei Gegenstand der amtlichen genehmigten Planung im Planfeststellungsabschnitt 1.1 (Hauptbahnhof).

Bei der Durchsicht der Querschnittspläne des Hauptbahnhof stach mir dabei ins Auge, dass zwischen diesem Neubau im Norden und dem neuen Durchgangsbahnhof an vielen Stellen kein und nahezu kein Raum zwischen Bahnhofstrog und dem nördlich anschließenden Neubau gehalten wird. Oftmals (siehe z. B. [1]) liegen zwischen dem nördlichen Rand des Bahnhofstrogs und den Kellergeschossen des angrenzenden Gebäudes allenfalls wenige Meter. Der freigehaltene Raum scheint vielmals noch nicht einmal für ein zusätzliches Gleis ausreichend zu sein -- geschweige denn für den notwendigen Bahnsteig und weitere Zugangsbauwerke.

Während die grundsätzliche technische Machbarkeit nicht in Zweifel gezogen wird ([1], [2]), steht zu vermuten, dass ein solches 10. Gleis ohne erhebliche Eingriffe in die angrenzenden Kellergeschosse allenfalls für kürzere Regionalzüge geeignet und nur aus dem angrenzenden Gleis 8 erreicht werden könnte (Mitteleinfahrt). Der betriebliche Nutzen eines solchen Gleises wäre damit erheblich eingeschränkt.

Auf den ersten Blick scheint es sinnvoll, einige Meter Raum zwischen Durchgangsbahnhof und dem nördlich angrenzenden Bahnhofsgebäude freizuhalten. Warum soll hier dennoch -- offenbar ohne Not -- das nördliche Bahnhofsgebäude derart nah an den Bahnhof gerückt werden, dass ein zukünftiges zehntes Gleis aufwendig in die Kellergeschosse des nördlichen Bahnhofsgebäudes eingreifen müsste?

Mit den besten Grüßen
Peter Reinhart

[1] http://direktzu.de/stuttgart21/messages/27724
[2] http://direktzu.de/stuttgart21/messages/28478
[3] z. B. Planfeststellungsabschnitt 1.1, Anlage 7.1.5.15, Blatt 1

+21

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Dr. Volker Kefer am 22. Dezember 2010
Dr. Volker Kefer

Sehr geehrter Herr Reinhart,

das sogenannte nördliche Gebäude war auf einer Grundstücksfläche geplant worden, die mittlerweile an die Stadt Stuttgart verkauft wurde.

Zuständig für eine mögliche Bebauung, frühestens etwa 2-3 Jahre nach Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofes, ist somit allein die Stadt Stuttgart. Art und Maß der Bebauung stehen so frühzeitig noch nicht fest. Das ehemals geplante nördliche Gebäude wird voraussichtlich nicht realisiert.

Die beiden planfestgestellten Untergeschosse werden daher möglicherweise nochmals angepasst. Dabei können ggf. geänderte Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.

Bekanntlich geht die Deutsche Bahn aber nicht davon aus, dass für die vorgesehenen Kapazitätsreserven mehr als acht Gleise erforderlich werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB