Sehr geehrter Herr Küthe,
Deutschland und Frankreich haben sich am 22.05.1992 mit der Unterzeichnung des Vertrags von La Rochelle verpflichtet, die Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris-Ulm auf eine Mindestgeschwindigkeit von 200/250 Km/h auszubauen, um die transeuropäische Verbindung Paris-Bratislava umzusetzen. Auch das EU-Parlament und der Rat stimmten 2004 der transeuropäischen Verbindung Paris-Bratislava, deren Teil die NBS ist, als vorrangig zu realisierendem Infrastrukturprojekt "TEN17" zu. Frankreich aber auch Österreich z.B. sind ihren Verpflichtungen bereits nachgekommen.
Entscheidender Punkt bei der Frage, ob Stuttgart vom europäischen Fernverkehr abgehängt wird oder nicht, sind die Fahrzeiten bei den nationalen und internationalen Verbindungen im Vergleich zu anderen Verbindungsmöglichkeiten. Da ist heute z.B. die Fahrzeit zwischen Frankfurt und München über Würzburg schneller als über Stuttgart. Damit führt eine wichtige Verbindung heute an Stuttgart vorbei.
Selbstverständlich ist Stuttgart heute schon an das europäische Netz angebunden, mit dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm wird aber ein wichtiger Baustein im europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz realisiert. Es gelingt der Lückenschluss auf dem bislang langsamsten Streckenabschnitt zwischen Stuttgart und Ulm – bislang ist die Geislinger Steige nur mit etwa 70 km/h zu befahren; die Strecke wurde vor über 160 Jahre gebaut. Fast eine halbe Stunde Fahrzeit wird durch das Bahnprojekt auf diesem Streckenabschnitt eingespart. Die wichtige Ost-West-Magistrale Paris-Stuttgart-München Richtung Wien und Bratislava/Budapest wird damit gestärkt und der Platz der Metropolregion Stuttgart auf dieser Strecke gesichert.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Kefer - Vorstand Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur der DB