Liebe direktzu®-Nutzer,

32.000 Menschen haben abgestimmt, mehr als 650 Fragen wurden beantwortet – dies ist die Bilanz der Bürgerdialogplattform „Direktzu Stuttgart 21“, die im September 2010 online ging. Seitdem wurde von unseren Fachleuten detailliert Stellung bezogen zu vielen Themen rund um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Alle unsere Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier auf dieser Plattform.

Seit 2010 hat sich das Projekt grundlegend verändert. Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“. Nach Jahren der Planung und des politischen Diskurses treten die Umsetzung des Bahnprojektes und damit die Bauarbeiten immer mehr in den Vordergrund, was an vielen Stellen der Stadt und entlang der Autobahn nach Ulm zu sehen ist.

Für die zunehmenden Fragen rund ums Bauen haben wir ein „Informationszentrum“ eingerichtet, über welches sich insbesondere betroffene Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche über das aktuelle Baugeschehen informieren können.

Wir freuen uns weiterhin über Ihr Interesse an unserem Projekt.

Beantwortet
Autor Sabine Reichert am 04. Mai 2011
21253 Leser · 19 Stimmen (-1 / +18)

Regionalverkehr: Flughafen/Messe, Linienführung, Vorteile

Szenario im Stresstest bei Unbefahrbarkeit des Tunnels

Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn es im Tunnel zu einem Brand kommt, ist die Hitzeentwicklung so stark, daß die Aluminium-Wagenkästen vollständig zu "Asche" verbrennen.
Dabei werden nicht nur alle Versorgungs- und Kommunikations-Systeme zerstört, sondern auch die Tunnelstruktur massiv beschädigt.
Danach wird die Tunnelstrecke für Monate nicht mehr befahrbar sein.
Welches alternative Verkehrskonzept ist dann für den Tiefbahnhof vorgesehen?
Wird ein solches Szenario im Stresstest durchgespielt?

Ihrer Antwort sehe ich mit Interesse entgegen.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Reichert

+17

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Wolfgang Dietrich am 01. Februar 2012
Wolfgang Dietrich

Sehr geehrte Frau Reichert,

gerne beantworte ich Ihre Nachricht und bitte für die entstandenen Verzögerungen um Entschuldigung.

Größere Brände von Schienenfahrzeugen in Deutschland sind höchst selten. Im Jahr 2010 wurden beispielsweise nur zwei derartige Vorfälle registriert, wie die vom Eisenbahn-Bundesamt veröffentlichte Unfallstatistik belegt http://www.eba.bund.de/cln_031/SharedDocs/Publikationen/D..., Seite 36. Eine Vielzahl von Sicherheitsmaßnahmen steht dabei einem Großbrand auf einem Schienenfahrzeug entgegen. Dazu zählen beispielsweise schwer entflammbare Materialien, Brandmeldeanlagen und Feuerlöscher. Durch die Überbrückung der Notbremse und nachzuweisende Notlaufeigenschaften wird sichergestellt, dass ein sicherer Halteplatz außerhalb des Tunnels erreicht werden kann. Kommt ein brennender Zug dabei im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof zum Halt, stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Brandbekämpfung zur Verfügung. Hydranten auf den Bahnsteigen ermöglichen der Feuerwehr den Brand schnell zu löschen, entstehender Rauch wird über verschiedene Wege abgesaugt und Fahrgäste können auf kurven Wegen den Bahnhof verlassen.

Sollte trotz alledem ein Zug in einem der zuführenden Tunnel zum Stehen kommen und die betroffene Röhre über Wochen oder gar Monate nicht befahren werden können, kann zunächst die jeweils andere Röhre von Zügen in beiden Richtungen genutzt werden. Darüber hinaus ermöglicht das geplante Ringsystem weit über das heutige Maß hinausgehende Umfahrmöglichkeiten. Für eine Vollsperrung des Fildertunnels http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/de-DE/download/20... sowie des Stammstreckentunnels http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/de-DE/download/20... hat die Deutsche Bahn AG im Rahmen der Schlichtung alternative Laufwege bereits konkret dargestellt.

Doch obwohl der neue Bahnknoten in solchen Fällen wesentlich mehr Möglichkeiten als die bestehenden Anlagen bietet, können auch in Zukunft störungsbedingte Fahrplanabweichungen immer wieder auftreten. Wie im Rahmen des Stresstests dargelegt und vom Gutachter SMA und Partner bestätigt, können solche Großstörungen dabei nicht zum Maßstab für die Bewertung der Leistungsfähigkeit und Betriebsqualität gemacht werden. Um bei allen denkbaren Großstörungen einen völlig reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, wäre eine weitreichende Reserveinfrastruktur zu errichten, die im alltäglichen Betrieb völlig ungenutzt bliebe. Dies wäre unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen Einsatzes der zur Verfügung gestellten Geldmittel nicht zu vertreten.

Ich hoffe, Ihre Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Dietrich